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Fiyinger, Franz. — Fiyinger, Ü.eop. Ios. l5l
ria Theresia spielte, und bey den kaiserl. Prinzen, nachmahligen
Kaisern Joseph I I . und Leopold I I . , bey ihien musikalischen Unter-
haltungen sehr oft- accompagniren mußte. Zu dieser Zeit dirigirte er die
Musik an der Kirche seines Ordens in Wien. Die Umstände des Ordens
aber erlaubten ihm nicht mehr, sich für die Musik ferner ganz zu ver-
wenden. Er wurde bald zum Provinzprocurator ernannt, dann wählte
man ihn zum Prior des Wiener Convents, und auf dem in Rom ge-
haltenen Generalcapitel wurde er sogar berufen, das Amt eines Pro-
> vinzials der deutschen Provinz zu übernehmen. Die aus diesem Anlaß
nach Rom unternommene Reise, die er über Florenz machte, ver-
schaffte ihm oiej angenehme Gelegenheit, seine musikalischen Kennt-
nisse an den Tag zu legen. Er ließ sich sowohl in Florenz vor dem Groß-
herzog Leopold, als in Rom vor dem Papste, und in Neapel vor
dem Könige mit großem Beyfall hören. Dadurch wurde sein Nahme un-
ter den Italienern bekannter, als er zuvor gewesen war; und er kehrte
wieder zu seinen Brüdern mit Ruhm und einem häusigen Vorrathe
italienischer Compositionen zurück. Diesen kostbaren Musikalienvorrath
zu vermehren, hatte er auf seinen Reisen, die er als Provinzial seiner
Ordenshäuser wegen unternehmen mußte, häuftge Gelegenheit. Überall
fand er Freunde seiner Lieblingskunst, und mit den größten Tankünst-
lern in Deutschland machte er Bekanntschaft. Die berühmten Comvosi-
teurs: Hasse, Bono, Wagen seil, Joseph und Michael
Haydn u. a. m. waren seine Freunde. Diese versahen ihn mit den
schönsten Werken für die Kirchenchöre seines Ordens. Unter ihm blühte
die Tonkunst, beynahe in allen Häusern seiner deutschen Provinz am
meisten; und für die Erhaltung derselben sorgte er hauptsächlich dadurch,
daß er geschickte Ordensbrüder zu guten Compositeurs ausbilden ließ.
Er starb am 15. Iuly 1774 als Prior in dem Reconvalescentenhause
zu Wien. Seine Compositionen und sein kostbarer Musikalienvorrath
werden in dem Wiener Convente seines Ordens aufbewahrt.
Fiyinger, Franz, wurde am 16.Iän. 1800 zu Wien geboren.
Nach zurückgelegten Gymnasialstudien in seiner Vaterstadt erhielt er
schon 1816 eine Anstellung bey den niederösterr. Landständen. Er benutzte
seine Zeit zur ferneren- Ausbildung seines Geistes und fühlte sich vorzüg-
lich von der Poesie angeregt, der er später alle seine Muße weihte. Viele
Gedichte, theils ernsten Inhalts, theils humoristisch, Balladen, Er-
zählungen, Novellen, die theils im Berliner Gesellschafter, im Plane-
ten, der Ir is, im Alchive, der Wiener Zeitschrift, Theaterzeitung '
U. s. w., theils in Almanachen zerstreut sind, und von welchen die Ge-
dichte gesammelt, 1834 bey Hartmann in Leipzig im Drucke erschie-
nen, sind die Frucht seines Dichtertalents/ das sich vorzüglich zur Lyrik
neigt.
Fiyinger, Leop. Ios., Bruder des Vorigen, n. ö. stand. Re-
gistratursbeamter, geb. zu Wien am 13. April 1802, erhielt seine
erste Bildung in dem Benedictiner-Gymnasium bey den Schotten in
Wien, das er schon in seinem !4. Jahre verließ. Früh erwachte in ihm
die Neigung zur Naturgeschichte, er widmete sich der Pharmacie und be-
suchte l8I6dle Universität, beirieb vorzugsweise das Studium der Chemie
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe E-H, Volume 2
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe E-H
- Volume
- 2
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 696
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie