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Franz I. weil., Raisers v. Oesterr. Privatbibliothek.
lich übertragen, wo er vom 4. bis 7. Vormittags unter ungeheurem Zu-
drange des Volles öffentlich ausgesetzt blieb, und denselben Tag Nachmit-
tags um 4 Uhr mit den gewöhnlichen Ceremonien in der kaiserl. Gruft
bey den Capuzinern am neuen Markte feyerlich beygesetzt wurde. Die
nächsten Tage darauf hatten die E.requien mit üblichem Gepränge Statt.
Die große Hoftrauer wurde von diesem Tage durch 6 Monathe mit4Ab-
wechslungen angeordnet. Den 6. März erschien in der Wiener Zeitung
auf kaiserl. Befehl folgender Auszug aus dem Testamente des verstorbe-
nen Kaisers, welcher auch auf andern Wegen veröffentlicht wurde: „§. 14.
Meine Liebe vermache ich Meinen Unterhanen. Ich hoffe, daß Ich für
sie bey Gott werde bethen können, und Ich fordere sie auf zur Treue und
Anhänglichkeit gegen Meinen legitimen Nachfolger, so wie sie Mir diesel-
ben in guten und schlimme», Tagen bewiesen haben. Ich sage Meiner treuen
Armee Meinen herzlichen Dank für die Dienste, welche sie Mir erwiesen
und durch welche sie Meinen Thron erhalten hat. Ich fordere sie auf. Mei-
nem Nachfolger dieselbe Treue und Anhänglichkeit immerfort zu beweisen.
Allen Staatsdienern, die Mir gut dienten, bezeige Ich hiermit Meinen
Dank."
Franz I., weil., Rcu'sers von Oesterreich, Privatbibliothek.
Diese befindet sich in einem schönen, zwey Stockwerke hohen Locale, wel-
ches unmittelbar an die Appartements stoßt, welche der Kaiser bewohn-
te. Gründer derselben war der Kaiser F ra nz selbst, welcher seit frühe-
ster Jugend diesen Bücherschatz anlegte und allmählich mit beträchtlichen
Kosten aus seiner Privatschatulle vermehrte. Die Bücher, welche sich auf
mehr als 40,009 Bände belaufen und die auserlesensten und kostbarsten
Werke aus allen Fächern der Wissenschaften umfassen, sind in 3 geräu-
migen Sälen in zweckmäßiger Ordnung aufgestellt. Das zweyte, aus
zwey Sälen und einem Cabinete bestehende Stockwerk ist zur Aufbewah-
rung der ebenfalls sehr reichhaltigen Kupferstichsammlung bestimmt. Am
reichsten besetzt sind die Fächer der Philologie und classischen Literatur, der
Reisebeschreibungen, der Geschichte sammt ihren Hülfswissenschaften, der
Naturgeschichte, besonders der Botanik, Ökonomie und Technologie, und
endlich der schönen Wissenschaften und Künste. Das Fach der Jurispru-
denz ist seit dem Ankauf der von dem verstorbenen Hofrathe P e t. A n t.
Freyh. v. Frank hinterlassenen Büchersammlung ebenfalls sehr bedeu-
tend vermehrt, Unter einer Menge der vorzüglichsten Pracht- und Ku-
pferwerke, welche Deutschland, Frankreich, England, Italien und Spa-
nien hervorbrachten, sind folgende als bibliographische Seltenheiten be-
sonders erwähnenswerth: Frantnnis Opeia inedila. N<1. ^,nz. Majo
Mailand 1315. Das einzige Eremplar, welches auf Pergament abge-
zogen wurde. —'I^lore medicale par Fr. ?ierre sÜiaumeton, Paris
1813—20 mit den Originalgemälden von Turpin und Mad. Pan-
ckuke, von welchem Werke nur 2 Eremplare auf Pergament abgezogen
wurden, deren eines der König von Frankreich erhielt.— I^ucani Pliar5a1l2
curante Angeln Illycinn sd'^Ici), Wien, Degen 1314, aufPergament.
Die Producte aus den ersten Zeiten der Buchdruckerkunst belaufen sich über
200. Auch besitzt die Bibliothek kostbare und seltene Manuscripte, wo-
ninter einige aufPergamentgeschrieben und mit Miniaturen verziert; fer-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe E-H, Volume 2
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe E-H
- Volume
- 2
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 696
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie