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218 Friedland (mähr. Dorf). — Friedrich I I I . der Schöne.
auf den 13 großen Meyerhöfen des Henschaftsbesitzers/ Grafen Clam-
Gallas. Die wichtigsten Nahrungszweige sind Linnen-, Schafwoll-und
Baumwoll-Manufakturen, dann der Handel mit deren Producten, und
besonders mit (Bau- und Brenn-) Holz, und Holzgeräche,,— letzterer
auch ins Ausland. Den Handelsverkehr begünstigen zwey Straßen, von
denen die von S.W. nach N.O. führende Ararialstraße dem Waarenzu«
ge zwischen dem Kaiserstaate und den Ostseeländern dient, die andere
sich von O. nach N.W. ziehende Commerzialstraße die sächs. Lausitz mit
dem Hirschberger Kr. Schlesiens verbindet. Anden Ausgangspuncten die«
ser Straßen befinden sich 4 Oränzzollämt'er. Der vorzüglichste Ort der Herr-
schaft ist die Stadt F. mit 3,197 Einw. in 549 Häusern, mit 2 Kirchen,
einer gut eingerichteten Normal- (und einer vorstadt. Filial-) Schule.
Außer einer großen Tuchfabrik finden sich daselbst bedeutende Tuchmanu-
facturen (großentheils in ordinären Tüchern), Schafwollspinnereyen,
Walken und Färbereyen, eine Merinofabrik, dann Linnen- und Baum«
wolle-Manufacturen, eine Papiermühle und andere Commerzialgewerbe.
Sie hat 3 sehr besuchte Jahrmärkte. Am südl. Ende der Stadt liegt auf
einem Basaltkegel von vorzüglich schöner und merkwürdiger Bildung das
»vohlerhaltene Schloß mit seinen historischen Erinnerungen an Wallen-
stein, welcher seinen Herzogstite! von dieser Besitzung entlehnte. Das
Schloß besteht aus dem alten oder Oberschloß, welches gewöhnlich un-
bewohnt steht, und dem neuern oder Unterschloß. Im Oberschlosse, wel»
ches von Wallen st ein ausgebaut wurde, und 3 Geschoße mit mehre»
ren Sälen hat, befinden sich die Bildnisse der frühern Besitzer; in der
Rüstkammer sind alte Schießgewehre in Menge, viele Schwerter, wor,
unter auch Wal lenstein's Schwert, 2 Commandirlanzen von Gal»
las aus dem 30jahrigen Kriege, alte Blaseinstrumente, türkische Ar-
maturen, verschiedene Harnische :c. aufgestellt; auch sieht man hier
Schauder erregende Gefängnisse in einem runden, festen Thurme. Der
Garten ist in einem tiefen Thale, nicht in der schönsten und besten Lage,
und hat keine ausgezeichneten Anlagen.
Friedland, mähr. Dorf im Prerauer Kreise, am linken Ufer der
Ostrawitza, hat 1,230 Einw., ein Eisenwerk mit Schmelzofen und
Hammerwerken.
Friedrich I I I . der Schöne, Herzog von Osterreich, erwähl-
ter römischer König gegen Ludwig den Bayer, war geb. 1286, Sohn
des römischen Kaisers Albrecht I., und Elisabeth's von Tyrol. Nach
dem Tode seines Vaters. 1308 übernahm er, ,da sein älterer Bruder
Rudolph der Sanftmüthige, schon 1307 gestorben war, die Re-
gierung der österr. Länder für sich und seine jüngeren BrüderLeop o ld,
Albrecht, Heinrich und Otto. Schon nach dem Tode seines Va-
ters hatte er gegen Heinrich VII . nach der Kaiserkrone gestrebt, als
aber auch dieser 1313 starb, erneuerte er seine Ansprüche kräftiger, und
entzweyte sich deßhalb aufs heftigste mit seinem bisherigen Freunde Lud-
wig von Bayern, dessen Wahl vorzüglich vom König Johann von
Böhmen begünstigt wurde. Beyde Partheyen, die österreichische und die
bayrische, kamen, jede mit ihrem Wahlcandidaten, im Oct. 1314 bey
Frankfurt a. M. an, jedoch nur Ludwig wurde eingelassen und dem
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe E-H, Volume 2
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe E-H
- Volume
- 2
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 696
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie