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Frimont, Ioh. Maria Graf v. 223
ten Heeres bildete, zu übernehmen. Am 5. Jan. 1314 drang er gegen
Schlettstadt vor, kam am 26. d.M. nach Clermont, und zver-
diente in der Schlacht bey Brienne einen schönen Theil der Ehre des
Tages. Auf eine glänzende Weismachte er seine militärischen Kenntnisse
bey einem Reitergefechte bey Arcis, am 20. März geltend. Einige Tage
später nahm er die Höhen von Flebil ler noch Abends um I I Uhr ein.
Nach hergestelltem Frieden ward er zum Gouverneur der Bundesfestung
M ainz ernannt, wo er bis zum Wiederausbruche der Feindseligkeiten 1815
blieb. Napoleon's Aufbruch von Elba, und sein Wiedererscheinen,
zwang Osterreich darauf zu denken, einen kraftvollen energischen Mann
nach Italien zu senden, der den innern und äußern Feinden des Landes
unerschrocken seine Stirn biethen könne. Der Kaiser, diese Eigenschaft an
F. ehrend, berief ihn am 12. März 1815 von Mainz nach Wien. Am
2. April ward er zum Oberbefehlshaber aller in Dalmatien und Oberita-
lien befindlichen österr. Streitkräfte ernannt. Murat wurde gäirzlich ge-
schlagen. F. war nun rastlos bemüht das gegen Südfrankreich bestimmte
Heer zu organisiren, das Hauptheer unter seiner persönliche» Leitung
sollte fo rasch als möglich über den Simplon gehen, dann gegen Lyon
operiren, allein um die Feinde glauben zu machen, das Heer bewege
sich über den Mont Cenis, begab sich F. nach Turin. Wirklich täuschte
e? dadurch seinen Gegner, den Marscha-ll Suchet, und gewann Zeit den
Marsch seiner Coloimen über den Simplon zu beschleunigen. Bey der
Nachricht von der Schlacht bey Waterloo und dem Untergange von
Napoleon's Heer schlug Suchet einen Waffenstillstand vor; da aber
der Marschall in die von F. gemachten Vorschläge nicht willigte, began-
nen die Feindseligkeiten von Neuem, und schon am Morgen des 2. Iuly
gab F. Befehl die Verschanzungen des Jura bey les Roufses anzugrei-
fen, am 4. Iuly ward die Bergfeste l'Ecl u se eingeschlossen. Einerseits
von F. andrerseits von Bubna in einer Reihe einzelner Gefechte gedrängt,
in welchen von beyden Seiten tapfer gekämpft wurde, blieb Suchet
nichts übrig, als schneller Rückzug. Am 8. Iuly ward Oreno bl e mit
Capitulation genommen und am 16. d. M. eröffnete Lyon dem Sieger
die Thore. In einem Zeitraume von viertehalb Monaten hatte die ita-
lienische Armee unter F.'s Leitung M urat besiegt, warüber einen der höch-
sten Berge Europa's gedrungen, und ihre Operationen erstreckten sich von
der anstoßenden Spitze Italiens bis Lyo n. Der Kaiser belohnte F '^s
Dienstleistungen am 17. Iuny 1815 mit dem Großkreuz des Leopold-Or-
dens, nachdem er schon am 17. May d. I. die geheime Rathswürde er-
halten. Hierauf wurde F. zum Commandanten des östen'. Occupation-s-
corps ernannt; er nahm daher fein Hauptquartier in Colmar, wo er
bis 1318 blieb. Frankreichs- Ruhe erlaubte nun die Auflösung, die-
ses Corps; dankbare Erinnerungen der Einwohner begleiteten ihn, als
er Elsaß verließ, für die strengeDisciplin, die er an seinen Truppen hand-
habte, für die Sorgfalt, mit der er die Lasten des Landes zu mildern
suchte, die oft von einer militärischen Occupation unzertrennlich sind. Der
Kaiftr hatte F. inzwischen zum commandireuden Generale der venetiani-
schm Provinzen ernannt. Am 3. Febr. 13l9 trat er mit gewohnter Thä-
tigkeit die Oberleitung dieser Stelle an. Beym Allsbruche der neaMi
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe E-H, Volume 2
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe E-H
- Volume
- 2
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 696
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie