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Fugger, das Geschlecht. 2N
thete. Er trieb nebst der Weberey einen Leinwandhandel, sammelte sich
Vermögen und saß bereits mit zu Nathe in dieser damahls so berühm-
ten Handelsstadt, als er 1409 starb. Andreas F., sein ältester
Sohn, vermehrte seinen Antheil bald so, daß man ihn vorzugsweise den
reichen F. nannte. Der zweyte Sohn Ioh. Iac. (s. den folgenden Ar-
tikel.) besaß ebenfalls eine ausgebreitete Handlung und ein Haus in Augs-
burg und wurde, da des Ersten Familie bald ausstarb, mit seinen Söh-
nen: Ulrich, Georg, und Jacob Gründer des ausgebreiteten Flores
und Ansehen seines Stammes, Letztere verheyratheten sich mit Frauen
aus den edelsten Geschlechtern und wurden von Kaiser Maximil ian!. ,
den sie in manchen Fällen mit Rath und That, so wie durch ihren gro-
ßen Reichthum willig unterstützten, in den Adelstand erhoben. Ihr Reich-
thum war, wie in neueren Zeiten jener der Brüder Rothschild, welt-
berühmt und die erste Zuflucht bey fürstlichen Anleihen. Schon 1473, als
die Zusammenkunft Kaisers Friedrich I I I . mit Carl dem Kühnen
von Burgund zu Trier Statt hatte, übernahm Ulrich F. die Lieferun-
gen für den kaiserl. Hof, seine Schreibstube hieß allgemein die goldene.,
Jacob, der sich dem Bergwesen gewidmet hatte, gewann dabey uner-
meßliche Summen und erkaufte das prachtvolle Schloß Fuggerau in
Tyrol. Als er inHal l 1503 starb, begleitete Kaiser Maximi l ian in
Person seine Leiche. — Unter Kaiser Car lV. hatte das Geschlecht den
höchsten Glanz errungen. Ihre Schiffe sah man auf jedem Meer und Flusse,
so wie ihre Lastwagen aufjederStraße,ihreWaaren versandten sie nach allen
Gegenden. Eben so waren ihre Nahmen durch die edelste Wohlthätigkeit
allgemein geehrt. Um 1480 kauften sie in der Iacobervorstadt zu Augs-
burg viele Häuser, ließen sie niederreißen und erbauten dafür 106 klei-
nere, die sie an arme Bürger für geringes Geld vermietheten, auf diese
Art entstand die Fugg erey, die mit Mauern und Thoren versehen,
noch jetzt besteht. Während des merkwürdigen Reichstages 1520 wohnte
Kaiser Carl V. Jahr und Tag in Ancon F.'s (Georg's Sohn)
prächtigem Hause am Weinmarkte, und bediente sich dessen Reichthümer
nicht selten bey den wichtigsten Unternehmungen, dafür erhob er ihn und
dessen Bruder Raimund, den alleinigen Stammhalter, nach Absterben
von Ulrich's und Jacob's Geschlecht, in den Grafen-und Pannerstand,
gab ihnen dieHerrschaftenKirchberg und Weiß en Horn erb-und eigen-
thümlich, einen Siegelbrief mit fürstlichen Gerechtsamen, und nahm
sie auf der schwäbischen Grafenbank als Reichsstände auf, ja 1535 er-
theilte er ihnen sogar das Vorrecht, goldene und silberne Münzen schla-
gen zu dürfen, welches sie 5 Mahl ausübten. Nur durch die Dankbarkeit
für so viele Gunstbezeigungen und durch den unermeßlichen Reichthum
dieser Familie läßt sich die Angabe beglaubigen, daß der hochsinnige Graf
Anton F., alsC arl V. nach seinem Zuge gegen Tunis bey ihm ein-
lehrte, im Kamine des kaiserl. Gemaches ein Feuer von Zimmtholz mit
der, einige Millionen betragenden Schuldverschreibung desselben angezün-
det und so den kaiserl. Besuch durch dieses Beyspiel ohne Nachahmung
geehrt habe. Noch leichter glaublich wird dieser wahrhaft heroische Zug
durch den Umstand, daß An ton bey seinem Tode 6 Millionen Goldkro-
nen baar, Kostbarkeiten, Juwelen in Masse und Güter in allen Theilen
Qesterr. Nat. ssncyll. B5. II. 16
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe E-H, Volume 2
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe E-H
- Volume
- 2
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 696
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie