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266 Galizien und Lodomerien> I I . Geographie und Statistik.
österreich auch die älteren Ansprüche seiner Königreiche Ungarn und Böh-
men geltend, und ließ sich von Polen durch den Staatsvertrag vom
18. Sept. 1773 den Landestheil abtreten, welcher bald nachher zu ei-
nem Königreiche unter dem Nahmen Galizien und Lodomerien
erhoben wurde. — Durch die Bestimmungen auf dem Wiener- Congresse
1815 hat dieses Kö'nigr. seine gegenwärtigen Gränzen und Größe erhalten.
Galizien und Lodomerien. I I . Geographie und Stat i-
stik. Das gegenwärtige Königreich Galizien und Lodomerien liegt auf
der Nordseite der Karpathen. Es hat seinen Nahmen von der alten, am
Dniesterstusse gelegenen, Burg und Stadt Ha licz, wovon das dazu
gehörige Land Hal izien oderOalizien genannt wurde.—Dieses
Königreich gränzt westlich an Österreichisch - Schlesien; südlich an Un-
garn und Siebenbürgen; östlich an die Moldau und Rußland; nörd-
lich an Rußland, das Königreich Polen, die Freystadt Krakauund
an das Preußische. — Der Flächenraum dieses Reiches wird auf 141l)
Q. M. geschätzt, und ist in 19 Kreise getheilt, welche ihren Nahmen
großtentheils von den Kreisstädten haben. Sie sind folgende: 1) Der
Wadowicer (sonst Mislenicer), 2) der Bochnier, 3) der Sandecer, 4)
der Iasloer, 5) der Tarnower, 6) der^Rzeszower, 7) der Sanoker, 8)
der Samborer, 9) der Przemysler, 10) der Zolkiewer, 11) der Lember-
ger, 12) der Zloczower, 13) der Brzezaner, 14) der Stryer, 15) der
Stanislawower, 16) der Tarnopoler, 17) der Czortkower, 18) der Ko-
lomeer, und 19) der Bukowiner Kreis.—Der Boden dieses Landes be-
sieht im Norden aus weitläufigen fruchtbaren Ebenen, wovon die größte
im Rzeszower Kreise ist; im Süden breiten sich die Karpathen mit verschie-
denen Gebirgsarmen, die hauptsächlich aus Sandstein bestehen, zum Theil
weil in das Innere des Landes aus. Das stäche Land ist ungemein fruchtbar an
Getreide, Hirse und Mais; auch wird viel Flachs, Hanf und Tabak an-
gebaut, in der Gegend, von Lemberg gedeiht Rhabarber. Die Vieh-
zucht liefert zahlreiche Heerden von großen, grauen Rindern, nebst dauer-
haften Pferden. In der Bukowina wird vorzügliche Schaf- und Pferde-
zucht getrieben. Außerdem ist die Bienenzucht bedeutend und liefert einen
Überfluß an Wachs und Honig. Im Mineralreich hat das Land den größ-
ten Reichthum an Kochsalz, welches in den unerschöpflichen Salzwerten
zuWieliczka und Bochnia bergmännisch zu Tage gefördert wird.
Diese Salzwerke stehen schon seit 1309 im Betriebe und hängen mit
einem ungeheuern Salzstocke zusammen, der sich 60 Meilen weit von
Westen nach Osten an dem karpathischen Gebirge nach Siebenbürgen hin-
zieht. — In der Industrie steht G. mehreren Ländern der Monarchie
nach. Einer der verbreitetsten Arbeitszweige ist das Spinnen und Weben
des Flachses und Hanfes. Branntweinbrennerei) wird allgemein betrieben.
— G. ist von einer Menge Flüsse durchschnitten. Die Hauptftüfse
sind: 1) die Weichsel, welche die Gränzen der 4 nordwestlichen Kreise
berührt. Ihre bedeutenderen Nebenflüsse sind: a) der mit dem Poprad
vereinigte Dunajec, b) die Biala, c) die Wyslocka, d) der schiffbare
San mit dem Wyslock vereinigt, e) der Bug, welcher sich im König-
reiche Polen mit der Weichsel vereiniget. 2) Der zweyte Hauptstuß O>'s
ist der Dniester. Dieser berührt in seinem nach Südosten gerichteten
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe E-H, Volume 2
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe E-H
- Volume
- 2
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 696
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie