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Galli-Vibiena, Ferd. — Gall i-Bibiena/ Ioh. 271
Hoftheater nächst dem Kärnthnerthore als Pachtinhaber mit großer Um-
sicht und vielem Geschmacke, leider jedoch mit zu beschränkten Geld-
mitteln / die denn auch 1830 die Auflösung seiner Unternehmuug zur
Folge hatten.
Gall i-Bibiena, Ferd., berühmter Maler und Architekt, der
zu Bologna 1653 zur Welt kam. Seine Jugend brachte er in den
Schulen Jul ius Trogli's, Maurus Ald rovandini's und I.
Anton Mannini 's zu, die als berühmte Meister in Italien leb-
ten. Er war in der Fruchtbarkeit der Erfindung, in der Annehmlichkeit
der Darstellung der schönsten perspectivischen Gemälde für die Schaubüh-
nen so glücklich, daß ihn die meisten Fürsten Italiens an ihre Höfe
beriefen, und von ihm vie.'t dergleichen Arbeiten verfertigen ließen. Der
herzogliche Hof zu Parma wählte ihn zu seinem Hofmaler, und von da
ward er von Carl VI. nach Wien berufen, der ihn zu seinem ersten
Baumeister und Perspectivmaler ernannte, und ihn mit wahrhaft kaiser-
lichen Gnaden überhäufte. Das prachtvolle kaiserl. Theater, welches bey
Gelegenheit der königlich böhmischen Krönung auf Befehl Carl's VI .
in Prag gebaut wurde, ward unter seiner Aufsicht und nach seineil
Rissen aufgeführt Der Fleiß einiger Kupferstecher hinterließ uns die
Vorstellungen desselben in prachtvollen Blattern. So hat den Grundriß
desselben van der Bruggen, das Hauptblatt oder die Scenen
Ant. B i r k h a r d t, die übrigen vier Prospecte Heinrich Mar-
t in, I. Jacob Lidl , W. Heckenauer, und das Profil des Am-
phitheaters Franz und Christoph Dietel in Kupfer gestochen. Nebst
dem malte G. in Prag alle Decorationen zu dem Krönungssaale, und
einen prächtigen Triumphbogen zur Heiligsprechung Iohann'svon Ne-
pomuk. Die Schwäche seines Gesichtes aber zwang ihn, seine ehren-
vollen Posten zu verlassen, und er kehrte in sein Paterland zurück, wo
er noch 1739 lebte. Peter Carrato l i , ein Maler und Baumeister
von Perugia, war sein Schüler. Sein Bruder Alexander aber
hielt sich als churpfälzischer Hofmaler und Baumeister inMünchen auf.
Galli-Bibiena, Franz, Bruder Fe r d i n a n d B.'s, zu
Bologna 1759 geboren. Dieser brave Künstler kam schon in seiner
Jugend in die Schule der zwey vortrefflichen Maler, Laur. P a sti-
ll elli und Carlo Cignani , wo er sich in Figuren übte. Dann
aber widmete er sich der Baukunst, und ward mit der Zeit einer der
größten Meister. Er ging mit seinem Bruder nach Wien und Prag,
und arbeitete mit ihm daselbst. Dann wurde er vom Kaiser I o sep h I.
als k. k. Hofarchitekt angestellt, in welcher Eigenschaft er schon zu-
vor bey beyden Höfen zu Man tua und Parma mit vielem Ruh-
me gestanden hatte. In Wien hatte er die zwey merkwürdigen Män-
ner: Chamallt, von Geburt einen Lothringer, und 176l> k. k. Ma-
ler und Baumelster, so auch den trefflichen Perspectivmaler Joseph
Civoli zu seinen Schülern. Er brachte die letzten Jahre seines thätigen
Lebens in seiner Vaterstadt zu, wo er 1709 starb.
Gall i-Bibiena, Ioh. , Sohn Ferdinand B.'s, lebte als
Malerund Baumeister in Prag, wo er sich häuslich niederließ, und
sich mit einer reichen Böhminn vermählte.- Da er sich in der Kunst so
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe E-H, Volume 2
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe E-H
- Volume
- 2
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 696
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie