Page - 281 - in Österreichische National-Enzyklopädie - Buchstabe E-H, Volume 2
Image of the Page - 281 -
Text of the Page - 281 -
Gauermann, Iac. 38!
seinVaterIac. G., (s. d.) gewöhnlich den Sommer über auf einer ihmge-
hörigen Landwirthschaft zubrachte.— Obschon es ihm weder an Anleitung
„och an Beyspiel fehlte, so zeigte G. doch anfangs wenige Neigung für
bildende Kunst; erst durch die Leistungen seines älteren, früh verstorbenen,
Bruders, der ebenfalls Maler war, und einiger anderen Jugendfreunde auf-
geregt, entwickelte sich in ihm nach und nach Sinn und Neigung für Zeich-
nung und Malerey und bald trug sein Talent, obschon langsam gereift, die
erfreulichsten Früchte. G. besuchte nun mit vielem Eifer die Akademie in
Wien und zeichnete sich bald durch schnelle und große Fortschritte aus,
vorzügliche Neigung faßte er zur Thiermalerey und er zeichnete daher
lange Zeit tagelang in der kaiserl. Hofbibliothek die meisten radirten
Blatter der berühmtesten Meister in diesem Genre. Zur Sommerszeit
zeichnete G. nach der Natur und unternahm zu diesem Zwecke mehrere
kleine Kunstreisen nach Steyermarl, Salzburg und Tyrol, wo er viele
Studien sammelte, die er in der Folge bey seinen Gemälden benutzte.
Durch angebornes Talent und eifriges Studium bildete sich G. zu ei»
nem Künstler im Fache der Landschafts« und Thiermalerey, welchem in
neuerer Zeit wohl nur Wenige zur Seite zu setzen seyn möchten. Eine
seiner vorzüglichsten Schöpfungen befindet sich in der kaiserl. Gemälde«
gallerie im Belvedere: Ein zum Tode verwundeter Hirsch, von einem
Geyer angefallen, welchem ein zweyter Geyer, der sich aus der Luft
herniederlaßt, die Beute streitig machen zu wollen scheint. Dieses schö-
ne Bild ist im wahrhaft poetischen Sinne aufgefaßt und mit vollster
Kunstweihe ausgeführt. Vortreffliche Arbeiten dieses Künstlers sind noch:
Die von den Alpen zurückkehrende Heerde auf einem Schiffe/ vom Stur-
me überfallen, ein wahrhaft classisches Gemälde; Räuber, einen Wagen
überfallend, mit herrlich gezeichneten Pferden in heftigster Agitation;
Einquartirung von Dragonern in einem Dorfe in Tyrol, ein herrliches
Bild, voll Leben und Wahrheit; Umspannung, eines Eilwagens; Ein
Ackersmann an einem Sommerabend; Wölfe, die einen Hirsch überfal-
len, vortrefflich gruppirt; Parforce-Jagd in einem Eichenwalde; Zwey
Füchse bey einem Felsen, u. a. m. Mehrere seiner G«mci!de sind in dem
Taschenbuche Vesta gestochen; einige davon hat der kunstsinnige Unter-
nehmer Aug. Rockert, eigens für selbe bestellt. .
Gauermann, Iac., Historien- und Oenremaler, Vater des Vorigen,
geb. 1772 zu Offingen, einem Dorfe unweit Stuttgart», sollte zu
Hohenheim das Maurerhandwerk erlerne«/ sein Genius führte ihn aber
mächtig zur bildenden Kunst. Er begann in seinen Nebenstunden zu zeichnen
und zog dadurch bald die Aufmerksamkeit des Herzogs Carl von W ü r-
temberg auf sich, welcher ihn auf der Carl's-Akademie studiren ließ.
Nach Verlauf einiger Jahre kam G. nach Wien und er wurde seit ILN
vorzüglich von dem kunstliebenden Erzherzog Johann beschäftigt, für,
»der mit demselben er auch mehrere Reisen in Steyermark machte. Mit
ungemeinem Geist faßt G. die Natur auf, seine Aquarellbilder und Zeich-
nungen sind mit genialer Treue dargestellt. In Erfindung und Ausfüh-
rung idyllischer Scenen ist er unerschöpflich und seine Leistungen dieser
Art scheinen unmittelbar aus der Natur und dem Leben gegriffen. Er ist
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe E-H, Volume 2
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe E-H
- Volume
- 2
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 696
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie