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328 Geschichte des Kaiserthums,
Herzoge Friedrich I I . , welcher bey dem zu hitzigen Verfolgen der b«.
reits unweit Neustadt geschlagenen Magyaren,, 1245 getödtet wurde,
erlosch der Ba benberg'sche Mannsstamm in Osterreich, und Kaiser
Friedrich I I . zog die osterr, Provinzen als erledigte Reichslehen ein;
dieses konnte indessen die Unordnungen nicht verhindern, welche der Regie-
rungsnachfolge wegen, in den osterr. Landern entstanden, und von denver»
schiedenen Ansprechern und Bewerbern hierum, unterhalten wurden. -^ Die
Österreicher selbst erbathen sich anfangs von dem Kaiser seinen Enkel, den
Sohn des verstorbenen römischen Königs Heinrich und Margare-
thens, derältestenSchwesterFried rich's des Stre i t baren zum Re,
genten; gleichzeitig verschaffte sich aber auch MartgrafH erman von Ba?
den, der Gemahl G ertrudens, einer zweyten Schwester des letzten B a»
henb erger, einen mächtigen Anhang in den osterr, Ländern,.und gewann
dieHauptstadt für sich, aber er konnte dem ungarischen Könige Bela nicht
widerstehen, wurde von ihm besiegt und starb schon 1250. Die Ungarn
behaupteten sich in Steyermark; Herzog Otto von Bayern drang
in das Land ob der Enns ein, und nachdem der mächtige König Otto?
karsich mit der bereits 45jährigen Margaretha von Österreich
1252 vermählt hatte, besetzte er mit seinen Böhmen anfangs Österreich,
vertrieb nachmahls 1260 auch die Ungarn aus Steyermark, und nahm
dem Herzog Phi l ipp Kärnthen und Krain ab, Alle diese Unordnun»
gen waren größtentheils eine Folge des gleichzeitig in Deutschland ein»
getretenen Interregnums, und konnten auch in den anarchischen zwanzig
Jahren von 1250—>72 nicht beygelegt werden. Denn niemand tonn?
te bürgerliche Ordnung, Recht und Sicherheit schützen, niemand
Zucht und Gehorsam im Reiche handhaben, das ohne gemeinsames
Oberhaupt war. — Aber auch die mächtigsten Fürsten Deutschlands,
wagten es nicht mehr die schwierigen Aufgaben zu lesen, welche in
einem, bereits in so große Unordnungen versunkenen Staate, dem
künftigen Oberhaupte gegeben waren. Ihre Wahl, sollte sie heilbringend
für Deutschland seyn, mußte nur auf den, welcher der Tapferste, Red-
lichste, Gottesfürchtigste und Klügste zugleich war, fallen, und sie fiel
endlich 1273 auf Rudolph den Habsburger, den Edelsten und
Würdigsien seiner Zeit, der Deutschlands Thron zu besteigen geeignet
war, —^ Keinem anderen deutschen Fürsiengeschlechte an Alter und Adel
nachstehend, behauptete Rudolph vor den meisten den Vorzug. Aus
der Mer o v in g er Blut entsprossen, waren bekanntlich die Herzoge in
Allemanien und Elsaß, war «s Ethiko, der als solcher um das Jahr 699
gestorben, auf den Rudolph als Stammvater seines Geschlechtes hin-
weisen konnte. Und wenn auch sein reicher Ahnherr Guntram, al-
les,- bis auf die unbeträchtlichen Stammgüter im Argau, durch Kaiser
Otto's I, Ungnade lange verloren hatte, mio Rudolph's neuerNah-
me nur von dem kleinen Schlosse hergeleitet war, was 1020 ob den Trüm-
mern der alten Vindonissa, Graf Radbot auf dem Walpelsberg
erbaut hatte, so war er doch durch Muth, Tugend und Weisheit kraft
tig genug, Ordnung in dem gleichsam verwilderten Staate wieder her«
zustellen, und ihn zu einem neuen besseren Leben zu bringen; so wie
durch ihn die vielfältigen Wünsche mit Einem erfüllt wurden, die der
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe E-H, Volume 2
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe E-H
- Volume
- 2
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 696
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie