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Geschichte des Kaiserthums. 339
fundenen und eroberten weitläufigen Landstriche in Amerika, Afrika und
Asien. —Aber nach einem kurzen Besitze des ungeheuern Reiches, in wel-
chem die Sonne nie unterging, trat Carl seinem Bruder Ferdinand
1522 die österr. deutschen Staaten gänzlich ab, welcher nebst anderen
größeren schwäbischen Ländern auch die zweyte Hälfte der Grafschaft Bre-
genz 1523 von den Montforter Grafen erkaufte, und bereits 1526 nach
König Ludwig's Tode durch freye Wahl der Stände von Böhmen und
eines Theiles der von Ungarn die Throne beyder Königreiche bestieg. —
Noch war die Untheilbarkeit der österr. Erblande lein Grundgesetz des
Staates, oder war doch nur auf einzelne Provinzen beschränkt, und die
Vorliebe Ferdinand's für seine nachgebornen Söhne, bewog ihn, eine
neue Ländertheilung zu verordnen, die auch nach seinem Tode 1564 durch
einen besondern Vertrag von 1565 in Vollzug gesetzt wurde, so daß nach-
mahls drey regierende Linden des österr. Hauses (in Wien, Grätz und
Innsbruck) entstanden. — Die ältere Linie erlosch 1619 mit Mathias,
dem Sohne ihres Stifters, Kaiser Maximi l ian I I . Von der dritten
oder tyrolischen Linie hinterließ ihr Stifter Ferdinand keine succes»
sionsfähigen männlichen Erben, da nur Söhne aus seiner ersteren Ehe,
mit der berühmten Ph ilippine Welser nach seinem Ableben vorhan-
den waren; die steyermärkische Linie vereinigte also unter Ferdinand,
dem Sohne Carl's, und Enkel des ersten Ferdinand's, nochmahls alle
österr. Länder unter einem Besitze. Aber Erzherzog Leopold erhieltfrey-
willig von seinem Bruder, Kaiser Ferdin and I I . die Abtretung von
Tyrol und Vorderösterreich, welche Lander erst wieder unter Kaiser Leo»
pold I., dem Enkel des letztern, nach Erlöschen der Tyroler Linie mit
Erzherzog Sieg mund Fra.nz 1665 an das Stammhaus zurück-
fielen.— Später (bis 1699) wurde der Theil von Ungarn mit seinen
Nebenländern Croatien und Slavonien, welcher bereits durch mehr als
«in Jahrhundert in der Gewalt der Türkei'war, von diesen wieder zu-
rückerobert, auch das Oroßfürstenthum Siebenbürgen, das längst von Un-
garn abhängig war, wieder dem Staate einverleibt, und in dem süd-
westlichsten und südlichsten Landstriche eine beständige Militärgränze orgst«
nisirt. — 1708 verlieh Kaiser Joseph I. das Herzogthum Mantua,
nach der Reichsachterklärung gegen dessen Herzog, Carl IV. aus dem
Hause Gonzaga, seinem Bruder Carl zum Erfatze für die Kriegsko«
sten, welches also, nachdem Carl den österr. Thron 1711 selbst bestieg,
mit dem Staate vereiniget worden ist. Der Utrechter Friede fügte dieser
Besitzung Österreichs noch das angränzende Herzogthum Mailand, wel-
ches bereits 1535 Kaiser Carl V., als ein, durch den Tod des unbeerb»
ben Herzoges Sforza, erledigtes Reichslehen, seinem Sohne Phil ipp
verliehen hatte, nebst anderen Lehen 1713 hinzu, und 1717 siel auch
Gradiska in Friaul nach dem Aussterben des Eggen b erg'schen Manns-
stammes wieder an Osterreich zurück. —^ Einen noch größeren .Länderzu-
wachs verschafften dem Staate Eugen's Siege über die Türken, welche
im Passarowitzer Frieden das einen Theil von Ungarn ausmachende Temes-
warer Banat mit anderen dieses Königreich gegen Süden begränzen?
den Gebiethen abtraten. —Die nächste hierauf gefolgt« Erwerbung ge-
schah durch die kleine RsichsgrÄfschaft Hohenems zwischen dem Rhein
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe E-H, Volume 2
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe E-H
- Volume
- 2
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 696
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie