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a c q u i n , N i c o l . I o s. Frey h. v. '7
mine, inMontpel l ier den tresslichen Sauvage aufgesucht, Hel-
vetius kennen gelernt und den Rath dieser Gelehrten vernommen hatte,
schiffte er sich mit dem Gärtner van der Schott und 2 italienischen
Vogelstellern am 1. Iän. 1755 zu Livorno ein. —? Von seiner Reise,
die er über Martinique, St. Eustache, St.,, Martin, Guadeloupe,
St. Christoph, Curac.ao, St. Domingo, Iamaica bis nach Car-
thagena, auf dem festen Lande von Amerika fortsetzte, vyn wo er
über Cuba nach Europa zurücksegelte, gab sein Tagebuch Rechen-
schaft und belehrte zugleich über die Hindernisse, Gefahren und Un-
fälle, mit denen er zu kämpfen hatte. Nat der Heimkehr seines
Landsmannes van der Schott siel Alles, sogar die Wartung der er-
worbenen Thiere auf ihn allein zurück. Was er indessen wahrend des
4jährigen Aufenthaltes in Amerika für den eigentlichen Zweck seinerSen-
dung geleistet, und wie glücklich er die Forderung der'Wissenschaft mit
den Wünschen der Liebhaberey zu vereinigen gewußt', davon zeugt die
Menge erlesener Naturscltenheiren und Kunsterzeugnisse der alten Karai-
ben, die er in 50 Kisten nach Europa schaffte, und die theils noch die
kaiserl. Sammlungen zieren, theils in den Gewächshausern und Thier-
gärten von Schönbrunn lange das Vergnügen und die Belehrung der
Beschauer ausmachten. Er hat in dieser Hinsicht viel — er hat, wenn
man den damahligen Stand der Naturkunde erwägt, alles geleistet, was
man von der Thätigkeit im Entdecken, von der Einsicht in Auswahl und
Aufbewahrung, von der genauesten Besorgung solcher Schätze erwarten
konnte; aber die Aufgabe, die er sich aus freyem Antriebe als Abgeord-
neter eines Welttheiles in den andern, als Stellvertreter der gelehrten
Welt machte, .löste er so meisterhaft, daß sie seine Unsterblichkeit gegrün-
der. Auch hat er durch seine, Kaiser Franzl . gewidmete t t i ß w r i i
i icanarum, zu der bereits die Enumeratio sv
caraibicarum die höchsten Erwartungen erregt hatte, einen
nie verwelkenden Kranz um seine Stirne und um die leuchtende Krone
seines erhabenen Gönners geflochten. Daß nach dem großen Plumier
und nach Slovans, die ein halbes Jahrhundert vor I. und Brown
zuerst die westindische Pflanzenwelt durchforscht hatten, noch eine solche
Ausbeute zu machen war, die den Reichthum der dortigen Flora er-
schöpfte —> dieß setzte nicht minder in Erstaunen als die musterhafte Voll-»
endung des Werkes selbst, das an Genauigkeit und Vorsicht in der Be-
stimmung und Eintheilung, an Kürze und Deutlichkeit in der Beschrei-
bung ,' an Wahrheit und Schönheit der an Ort und Stelle nach P l u-
mier's Erfahrungsart aufgenommeneu Zeichnungen der Pflanzen keine
Vorgänger hatte, und kaum etwas zu wünschen übrig ließ. I. bereicherte
nach und nach die Botanik mit 50 neuen Pssanzengattungen, ohne der
äußerst zahlreichen Verbesserungen und Berichtigungen zu gedenken, die
er in den frühern Bestimmungen und Beschreibungen vieler Pfianzengat-
tungen, Arten und Spielarten machte. — Ein bedeutendes Verdienst
hat sich I. umsein zweytes Vaterland auch dadurch erworben, daß er
die seit Cl u sius Zeiten verwahrloste Flora in Aufnahme brachte. Bald
nach der Herausgabe seiner Ol)5erv3ti«li?5 botanica« erhol) er d,'n her-
abgekommenen Universitatsgarten am Rennwege zu Wien zu eiüen, der
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe I-M, Volume 3
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe I-M
- Volume
- 3
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 768
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie