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8 Iacquin, Nicol. Ios. Freyh. v.
vorzüglichsten botanischen Gärten in Europa. Es erschienen sein Hortus
Vindokonensis und seine Elora austriasa, Werke, die zu allen Vorzü-
gen seiner früher herausgegebenen, geschmackvoll ausgemalte Abbildun-
gen hinzufügten, und bloß ihrem eigenen Werthe und dem Eifer ihres
Urhebers, so wie dieEnumeratio plantarumagriVindnbonensis einen
raschen Fortgang dankten. Die Icones plantarum rariorum ; d^e I^lis-
cellanea batanica, und die CoIIectanea botanica erfreuten sich schmei-
chelhafter Ermunterungen von dem König von Dänemark, der russischen
Kaiserinn C at h ar inal l . und von mehreren deutschen Fürsten. — Seit-
dem I. an die Pflanzenkunde und ihre Hülfsmittel strengere Forderun-
gen zu machen sich angelegen seyn ließ, gelangte auch der seiner wis-
senschaftlichen Oberleitung anvertraute Garten von Schönbrunn zu
einer Vollkommenheit, die noch jetzt an ihm bewundert wird. Man weiß,
mit welchem Aufwands IosephI I . die Gewächshäuser erbauen und aus
beyden Indien bevölkern ließ. Noch fehlte, daß die Schatze derPstanzenwelt
unter den Wendekreisen beschrieben, durch den Grabstichel verewigt und ver-
vielfältigt, den höchsten Grad von Gemeinnützigkeit erhielten. Der Auftrag
hierzu ward I. aus dem Munde des Kaisers Leopold und seines Nach-
folgers des Kaisers Franz. Diesem Auftrage verdanken wir das Werk:
Nortus scnoLnkrlinnensis. Im Ganzen hat er in 33 inhaltschweren
Banden seiner Lleblingswissenschaft gehuldigt. Wir erinnern dabey nur
noch an seine ^ragm^nta bownica, an die nach Schönbrunner Urbil-
dern verfaßte und in ihrer Art musterhafte Monographie der Gattung
Oxalis, an seine noch in seinen letzten Lebensjahren herausgegebene Un-
tersuchung der Oeschlechtstheile der AZklepiada'en, die vom Feuer einer
jugendlichen Einbildungskraft zeugt, und von dem befugten Richter,
Wi l ldenow, ein a^reus liueliuZ genannt wird, und an sein Werk
über die Stapelien, das er uns, wie er selbst sagte, als seinen Schwa-
llengesang hinterlassen.—-Bey all' seiner Vorliebe zur Botanik ist jedoch
I. andern Fächern der Naturgeschichte und Naturkunde nicht fremd ge-
blieben. Er war einer der Ersten, der an der durch B lack in England begon-
nenen und durch L av oisier vollendeten Umgestaltung der Chemie An-
theil nahm. Der scharfsinnige Schotte lehrte bekanntlich, daß es auch
gasförmige Körper gebe, die keine atmosphärische Luft seyen, und ward
mit dem Apotheker Meyer zu Osnabrück in jenen merkwürdigen
Streit über den Grund deö milden und ätzenden Zustandes des Kalkes
verwickelt, den I. durch sein Examen chernicurn docti-
rianae de acido pingui et I5lac!.ianae de aere sixo resoectu
zu Gunsten der neu entdeckten Wahrheit enrschied, indem er zeigte, daß
die aus dem Kalke entwickelte fire Luft eine Saure sey, und vom Wasser
eingeschlürft werde, und indem er durch sinnreich erfundene Werkzeuge
dieses Gas messen lehrte. —Auf Befehl Kaiser Iosep hll.gab 1.1733
seine Anfangsgrilnde der medicin.-pract. Chemie in deutscher Sprache
heraus, die mit verdientem Beyfalle aufgenommen, in Kurzem die
I. Austage erlebten. An der Bergschule zu Schemnitz war er einige
Iihre hindurch LehrerderCh^nie so wieder Berg-und Hüttenkunde. Die
hohe Schule zu Wien zierte er als Professor der Chemie und Botanik.
Man kann die Menge der gelehrten Arbeiten I.'s nicht übersehen, ohne
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe I-M, Volume 3
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe I-M
- Volume
- 3
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 768
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie