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Ianus pannonius.
schwachter Körper unterlag sehr bald den Anstrengungen im Felde und
dieH gefährlichen Fieber, in welche er siel, bewogen ihn, den Priesterstand
der Bahn des Kriegsruhms vorzuziehen. In kurzer Zeit war er bereits
Domherr an der Großwardeiner Kathedralkirche, und 1459 verlieh ihm
König Math ias I. das Fünfkirchner Bisthum, worin ihn auch der
Papst P ius I I . bestätigte, als er kaum 27 Jahre zählte. König Ma-
thias, der Verdienste zu schätzen wußte, und Gelehrten sehr geneigt
war, gewann I. P. wegen seiner ausgebreiteten Kenntnisse und seiner
Bescheidenheit so lieb, daß er sich an keines Andern Rath so gerne hielt,
als an seinen und den seines Oheims. Diese Auszeichnung durch den Kö-
nig, vereint mit semer Rechtschaffenheit und Frömmigkeit und seinem
Eifer dem öffentlichen Wohl zu dienen, bewirkten, das I. P., der bis-
her auch als Dichter und Schriftsteller bekannt und geschätzt war, jetzt
auch als würdigerPrälatund treuer Staatsmann allgemein verehrt wurde.
Allein das Glück, welches ihm bisher so freundlich zugelächelt, wendere
sich plötzlich von ihm. Als nähmlich der Ordner Erzbischof I o h< v. V i -
tez sich mit dem ansehnlichsten Theile der ungarischen Großen gegen den
König Math ias treulos verschworen und dem Könige von Polen,
Casimir, die ungar. Krone für dessen Sohn angebothen hatte, wurde,
nach entdeckter Verschwörung, auch I. P. beschuldigt, daß er sich von
Vi tez zum Gesandten bey dem Könige Casimir habe brauchen lassen;
als Casimir nach Polen zurückgetrieben war, wurde Vi tez 1471 von
dem Könige in das Gefängniß nach Vissegrad geschickt. Dazu wur-
de auch der von seinen Neidern und Feinden bey dem argwöhnischen
Könige als ein Mitschuldiger angeklagte I. P. verurtheilt, allein er
starb aus Gram bereits im folgenden Jahre, nachdem er sein Leben
kaum auf 40 Jahre gebracht hatte. Sein Leichnam wurde in einem
einfachen mit Pech verkleisterten Sarg in einem dunklen Winkel beyge-
setzt, und die Fünfkirchner Domherren durften seine nach Fünfkirchen
zurückgebrachten Reste nicht eher beerdigen, bis sie endlich dazu die kön.
Erlaubniß erhielten. Als der König Math ias einige Jahre später nach
Fünfkirchen kam, erinnerte er sich der ersprießlichen Dienste, welche
ihm einst der unglückliche Bischof geleistet hatte und seiner herrlichen Gei-
stesgaben; er ließ sich an den Ort führen, wo sein Leichnam ruhte. Un>-
willkührlich ergriffen von diesem traurigen Anblick und von der Unbestän-
digkeit des Glückes, entfielen Thränen des Mitleids den Augen des großen
Fürsten, und ergab Befehl, dem nun verklärten Dichter und Bischof
ein prachtvolles Leichenbegängnis; zu veranstalten. I. P. hatte bis zu
seinem Tode standhaft behauptet, daß er schuldlos und nur durch Anklage
seiner Neider in die Ungnade des Königs gefallen sey. I. P. war der
latein. Sprache so mächtig und besaß in derselben einen so correcten und ew-
ganten Styl, daß man ihn billig mir dem des goldenen Zeitalters der Rö-
mer verglichen hat. Auch in seinen leichtfließenden und süßklmgenden Ver-
sen schien die Leichtigkeit und Süßigkeit der Elegien Ovid's wieder zu er-
wachen. Die Elegien gelangen ihm in der That am besten, ungeachtet er
es vorzog, denM a r ti a l in Epigrammen nachzuahmen« Von seinerKind-
heit an war er beständig Kränklichkeiten unterworfen, und seine Gesundheit
war sehr geschwächt, was aber auf sein Genie und seine feurige Dichterkraft
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe I-M, Volume 3
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe I-M
- Volume
- 3
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 768
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie