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56 Ingenieurs-Corps.
Grund zu einer Ingenieursschule zu Wien, welche bereits 1769 zu einer
förmlichen Akademie gediehen war. Seit 1797 befindet sie sich in dem
schönen, durch die Herzoginn Theresia Anna Fel ic i tas von
Savoyen erbauten Gebäude auf der Laimgrube (Mariahülfer Haupt-
straße). Die oberste Leitung dieser Anstalt, deren vorzüglichster Zweck es
ist, gute Ingenieurs-Officiere zu bilden, ist in den Handen des Erzherzogs
Johann als General-Genie-Director. Die Localdirection des Ha^
ses wird jederzeit von einem General oder hohen Stabsofficier be-
sorgt. Außerdem sind noch 3 Akademie- und 12 Claffen-Inspectoren, 15
Professoren für die wissenschaftlichen Fächer, dann i Fechtmeister, 1 Tanz-
meister und 1 Bereiter im Institute angestellt. Der Lehrcurs dauert 6—8
Jahre, die Gegenstande des Unterrichts sind: Deutsche, französische und
böhmische Sprache, Schön-und Rechtschreiben, Brief- und Geschäfts-
styl, Weltgeschichte und Erdkunde, Sitten- und Religionslehre, freye
Handzeichnung, Situations-, geometrische und Perspectivzeichnung; die
Hauptstudien aber bilden: Höhere Arithmetik, Algebra, einfache und
höhere Geometrie, mathematische Geographie; Mechanik des Festen und
Flüssigen, womit auch ein kleiner Curs der Experimentalphysik verbunden
ist. Aufnehmen und Nivelliren auf dem Felde, allgemeine Grundsätze
der Taktik, Geschützwissenschafr, Befestigungslehre, Angriff und Ver-
theidigung fester Plätze, unterirdische Befestigung, unterirdischer Krieg/
bürgerliche, so wie Wasser-, Straßen- und Fe^ungsbaukunst. Fecht-und
Tanzkunst wird in periodischer, gemeinsamer Übung vorgenommen und
auch den Zöglingen Gelegenheit verschafft, sich auf der im Hause befind-
lichen Reitbahn im Reiten zu üben. Die Akademie hat 30 Staats- und
49 Privatstiftungen, außerdem werden auch gegen Erlag eines bestimm-
ten jährlichen Kostgeldes andere Zöglinge aufgenommen. Die unerläßli-
chen Aufnahmsbedmgungen sind: Ein Alter von 11—15 Jahren, ein
fähiger Kopf, gesunde, dauerhafte Constitution ohne körperliche Gebre-
chen, übrigens können in dieser AnsialtIünglinge von allen Zweigen der
christlichen Kirche Aufnahme ßnden. Die Behandlung der Zöglinge und
die Disciplin in diesem Institute ist streng militärisch, dabey aber höchst
musterhaft zu nennen, sowohl vor dem Katheder als auch im gesellschaft-
lichen Umgänge findet kein Vorzug des angebornen Ranges wegen Statt,
Fleiß und thätige Verwendung geben allein Anspruch auf Auszeichnung.
Die Uniform der Zöglinge dieser Akademie ist im Hause hechtgrau, au-
ßer demselben weiß mit rothen Kragen und Aufschlagen, und weißen Knö-
pfen; sie tragen auch Officiersdegen, jedoch ohne Portepee. Zur Auf-
sicht und Wache ist eine Sappeurs - Compagnie in die Akademie com-
mandirt.
Ingenieurs-Corps, steht unter der Oberleitung des General-
Oenie-Directors, dem es überlassen ist, einen General des Geniecorps
als seinen Stellvertreter zu bestimmen, der in seinem Nahmen die dem
Hofkriegsrathe zu unterlegenden Berichte und Eingaben unterfertigt. In
Kriegszeiten wird auch ein Feld-Genie Director bey der Armee angestellt,
der dem commandirenden General in allen, das Geniewesen betreffenden,
Angelegenheiten an die Hand geht. Der Stand des I.-C. ist: 1 Gene-
ral-Genie-Director, 1 Feldmarschall-Lieutenant (Stellvertreter des Gene»
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe I-M, Volume 3
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe I-M
- Volume
- 3
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 768
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie