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Joseph l l . , römisch.deutscher Raifer. 86
geknüpft wurde, kinderlos blieb, und bereitS am 28. May 1767 wie«
der durch den Tod getrennt wurde. Seit dieser Zeit blieb I. unver<
mählt, und sein Herz schlug von nun an nur mehr dem großen Gan-
ten, dem er sich fortan muthig und ausschließend weihte. 1765 starb sein
Vater und 1.1i., der schon während dessen Leben zum römischen König
envahlt worden war, wurde nun auch Oberhaupt des deutschen Reiches.
Zugleich ernannte ihn Ma r i a Theresia zu ihrem Mitregenten,
und überrrug ihm die Verwaltung der Armee, auch wurde er Großmei-
ster aller inländischen Orden, jedoch die eigentliche Regierung blieb noch
immer in den Händen seiner Mutter. Indessen war der erste Schritt,
den er als Minegent machte, schon höchst großmüthig und wohlthätig
für das Land. Er ließ nähmlich 22 Millionen Coupons (so nannte man
die nach dem siebenjährigen Kriege geschaffenen Staatspapiere), die er
von seinem Vater geerbt hatte," verbrennen, auch traf er schon im er-
sten Jahre Anstalten zu jenem weisen Ökonomie-System am Hofe und
im Staate, welchem er mit eigenem Beyspiele voranging, und ihm
sein ganzes Leben durch treu blieb. 1766 begann I. seine Reisen, die
erste ins Temeswarer Banat, bis an die türkische Gränze. 1769 ging
er nach Iralien, besuchre mit seinem Bruder Leopold, dem Groß-
herzoge vonToscana, in Rom das Conclave, welches Clemens XIV..
eben zum Papst wählte, dann Neapel , den Vesuv, F lorenz,
Parma, Ma i land und Tur in . Nach Osterreich zurückgekehrt,
ging I. I I . nach Mähren und führte, zum Beweise seiner hohen Ach-
mng fur den Ackerbau, auf der Liechcenstei n'schen Herrschaft P o-
sorzitz mit eigenen Händen den Pflug. Den 25. August 1769 besuchte
I. I I . unter dem Nahmen eines Grafen von Falkenstein den von
ihm bewunderten und in gewisser Hinsicht zum Vorbilde gewählten Kö-
nig Friedrich I I . von Preußen im Lager zu Neisse in Schlesien,
welcher ihm den 3. September 1770 im Lager von Mährisch-Neu-
stadt diesen Besuch erwiederte. Die erste Zusammenkunft dieser beyden
ausgezeichneten Fürsten sicherte die Ruhe in Deutschland, im Falle des
zwischen Frankreich und England drohenden Bruches, die zweyte aber
oezog sich zumeist auf die Angelegenheiten Polens« Die Zwischenzeit wid-
mete der Kaiser vorzüglich der Sorge für die Verbesserung des Kriegs-
wesens i:n Ganzen und im Detail. Schon 1767 erschienen deßhalb neue
Verordnungen; für Montur, Lederwerk und Feldrequisiten wurden
eigene ararialische Commissionen errichtet, die ganze deutsche Infanterie
erhielt leichtere Säbel :c., 1769 erhielten die Regimenter Rangsnum-
mern, die Grenadier-Compagnien wurden davon gesondert, und nach
der noch heute bestehenden Ordnung, in eigene Bataillons zusammen-
gestellt. 1770 erschien das neue Dienst-und Exercir-Reglement, 1771
die wichtige Anstalt der Militär-Conscription in den gesammten deutschen
Erbstaaten. Die zu große Anzahl der Cüraffiere wurde vermindert, da-
gegen mehrere Dragoner- und Chevaulegers « Regimenter errichtet,
und die Husaren-Regimenter auf 12 Escadrons gesetzt. Um ferner das
Heer in strategischen Manövern zu üben, in größeren Massen zu bewe-
gen und durch Nacheiferung Energie zu erwecken, wurden häufige große
Ubungslager, zuMinkend orf beyWien, beyPettau in Stey«v-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe I-M, Volume 3
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe I-M
- Volume
- 3
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 768
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie