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Joseph I I . , römisch-deutscher Raiser. 93
mitLacy lrankinWien an. Nun mahnte dieNoth an London, derau
Hadik's Statt den Oberbefehl des kaiserlichen Heeres übernahm und
welcher sogleich ganz andere Maßregeln ergriff, und die Offensive wählte.
Schon den 10. Sept. 1789 Morgens stand das Heer durch verstärkte
Märsche auf türkischem Boden, Loudon ließ Belgrad einschließen,
die Vorstädte mit Sturm nehmen, und am 9. October capitulirte diese?
überaus wichtige Platz. Am 12. Oct. ritt der Feldmarschall-Lieutenant
Kleb eck mit dieser erfreulichen Kunde in Wien ein. Die allgemeine
Freude war um so größer, da der Kaiser bereits wieder in so weit her.
gestellt war, daß er am 14. mit dem gesammten Hofstaat dem überaus
glanzenden Te Deum bey S t . Stephan beywohnen konnte. Seit
langen Jahren versenkte keine Nachricht Wien in solche Trunkenheit
der Freude, wie die von Belgrad's Fall. Freywillig, unverabredet
war die ganze Stadt plötzlich aufs reichste beleuchtet und viele Hauser
herrlich verziert. Zugleich waren auch Nachrichten von den Siegen C o*
burg's und Suwarow's über die Türken, denen spater die Ein-
nahme vonIassy undBucharest folgten, eingelaufen, dochführte
Rußland den Krieg nur mit halbem Eifer, und die Unruhen in den
Niederlanden dauerten fort. Bald erwachte auch die Eifersucht Fried-
rich Wi lhelm's l l . von Preußen (Friedrich I I . war bereits 1786
gestorben), er sah mit Verdruß die innige Verbindung der beyden Kai-
serhöfe, garantirte den 3 l . Jan. 1790 der Pforte die Integrität ihrer
Staaten und begünstigte offenbar den Aufruhr der Niederländer, so
dasi der Ausbruch eines Krieges zwischen Österreich und Preußen als uz>
vermeidlich vorauszusehen war. Die Gesundheit des Kaisers schwächte
sich indeß mit jedem Tage. Zwar hatte er sich im Laufe des Sommers
1789 so ziemlich erholt, allein Anfangs December bekam er einen hefti-
gen Rückfall, er wurde außerordentlich mager, und sah sich fast gar
nicht mehr ähnlich. Die Unheilbarkeit seines Übels war entschieden, so
wie um das neue Jahr 1790 die Nahe seines Endes. Er nahm die Nach,
richt davon mit Muth und voller Ergebung auf. Unermüdet fuhr er fort
zu sorgen und zu arbeiten. Seine letzten Tage gezeichnete er durch die
feyerlicheZurücknahme mehrerer seiner Neuerungen, die er, durch bittere
Erfahrung belehrt, nun selbst theils als zu frühzeitig, theils als zu un-
vollständig betrachtete. Am 28. Iän. 1790 verhieß er den Ungarn den
gesetzmäßigen Landtag, die Krönung, das Inauguraldiplom und seble
die öffentliche Verwaltung in Staats-und Rechtssachen wieder in dcn
Stand seines Regierungsantrittes zurück. Den 13. Febr. verlangte er
das heil. Abendmahl und ging dem Burgpfarrer, als er im feyerlichen
Zuge kam, es ihm zureichen, so schwach er war, in Uniform bis an
die Thür entgegen. Am 15. früh empfing er die letzte Ohlung. Der un-
erwartete Todesfall der Erzherzoginn El isabeth, seit 1783 die Ge-
mahlinn seines geliebten Neffen Franz, den 18. Febr. 1790, war das
empfindlichste seiner letztenLeiden, er ordnete dieLeichenanstalten für sie noch
selbst an, und befahl damit zu eilen, damit für seine Leiche Platz würd?.
Denselben Tag wurde die heiligeNeichskrone Ungarns von Wien noch
Ungarn abgeführt. I. hatte seinen Bruder und Nachfolger Leopold
aus F l o r e n z an sein Sterbebett berufen, da aber die Hoffnung
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe I-M, Volume 3
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe I-M
- Volume
- 3
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 768
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie