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Ital. Institut der Wissenschaften und Rünste.
mahligen Cardinal und Primas Peter Päzmany) bewogen, die
(beschichte des ungarischen Reiches abzufassen/ die er denn auch in 34
Büchern und zwar von dem Tode Marhias I. bis zur Krönung Ma-
thias I I . , also einen Zeitraum von 132 Jahren, mit dem glücklichsten
Gelingen und mit einer Zeicht fließenden und angenehmen Schreibart in
lateinischer und ungarischer Sprache verfertigte. Zu jener Zeit, als I.
lioch das Amt eines Vicepalanns bekleidete, und Stepha n I l l e shäzy
ls. d.) wegen Theilnahme an einer Conspiration, deren man ihn be-
schuldigte, verunheilt werden sollte, ward I. in dieser Angelegenheit
von Rudolph I I . nach Prag berufen; aber er weigerte sich das Ur-
theil über I l leshäzy zu publiciren, weil es die vaterlandischen Gesetze
nicht zuließen, daß außer Landes ein Unheil über Ungarns Edle gespro«
chen werde. — Dennoch behielt I l leshäzy, seines Enls wegen, einen
beständigen Groll gegen I . , und sann stets auf Mittel, sick an ihm zu
rächen. Die Gelegenheit ereignete sich bald. I. kam nähmlich 16l)3
nach Pres; bürg, um den Feyerlichkeiten der Krönung Mathias N.
beyzuwohnen. I l leshäzy war damahls Palatin. Eines Tages ritt
I. in Gesellschaft seines Freundes Thurocz spazieren, als Il leshäzy
den Augenblick ersah und seine Rache ausüben wollte; aber eben in die-
sem Augenblicke traf I. ein Schlagfluß, der ihm den Arm und die
ganze rechte Seite lahmte, welcher Zufall die Rachsucht in der Prust
Illeshazy's erstickte, der nun an i'.m, außer daß.er ihn mir har-
ten Worten anfuhr, nichts verübte. Durch dieses unglückliche Ereigniß
wurde I. in seiner schriftstellerischen Thätigleit gehemmt, er genas zwar,
ober ein bestandiges Zittern blieb in den Gliedern der rechten Seite.
Noch lebte er 7 Jahre uno brachte seine alten Tage mit fleißigem Bücher,
lesen zu. Er starb in Slavonien 1615 in einem Alrer von beynahe 73
Jahren, und wurde zu Winicze beerdigt. Da I. kinderlos blieb, ver-
machte er seine zu Pan kovecz befindlichen Güter den Agramer Iesui»
ten^ auch schenkte er ihnen einen großen Theil seiner Handbibliothek;
seine ungarische Geschichte hingegen legirte er seinem Freunde, dem
Primas von Ungarn, Perer Paz many, welcher 7 Jahre nach I.'s
Tode (1622) das lateinische Manuscrivt zu Cöln drucken ließ, und so
das Andenken an den würdigen I. verherrlichte. Ein ungarisches Manu»
script seiner Geschichte von Ungarn befindet sich auf der Pesther Univer-
sitäts-Bibliothek. I. besaß große Talente. Außer der ungarischen, la-
teinischen, deutschen und slavischen Sprache sprach er auch die meisten in
Europa üblichen und selbst die türkische Sprache. In seinen Schriften
näherte er sich sehr der Schreibart der ältern besseren Schriftsteller. Das
Geschäft eines Geschichtschreibers jedoch übernahm er erst im reiferen Alter,
nicht aus Ruhmsucht, die man in seinem Leben nicht bemerkte, sondern
aus reiner Vaterlandsliebe. Sein Werk: Hisloriaruni Hung., in 34
Büchern, wurde, nach der Cölner Ausgabe, 1633 und 1724 neu auf«
aelegt, zuletzt in Wien 1757. Eine Fortsetzung desselben gab der Jesuit
Ioh. Iac. Kettler zu Cöln 1724 heraus, allein di/se Fortsetzung
ist voll Unrichtigkeiten.
Italienisches Institut der Wissenschaften und Rünste,
k. k., zu M ailand. Diese treffliche Anstalt ist bestimmt, die Erjm-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe I-M, Volume 3
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe I-M
- Volume
- 3
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 768
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie