Page - 119 - in Österreichische National-Enzyklopädie - Buchstabe I-M, Volume 3
Image of the Page - 119 -
Text of the Page - 119 -
— Jünger. l19
oder gleich anfangs keine Hoffnung zur Wiedervereinigung wäre, soll das
Landrecht gestatten, daß der Mann den Scheidebrief der Frau übergebe,
und wenn sich beyde Theile nochmahls vor Gericht erklart haben, daß sie
den Scheidebrief mit freyer Einwilligung zu geben und zu nehmen ent«
schloffen sind; soll der Scheidebrief für r^echtsgültig gehalten und dadurch
die Ehe aufgelöst werden. Durch den Übertritt eines jüdischen Ehegatten
zur christlichen Religion wird die Ehe nicht aufgelöst, sie kann aber aus
den eben angeführten Ursachen aufgelöst werden.
Iuäsx Curiae in Ungarn, s. Behörden.
Iuäioiuin deie^atuin Militärs mixtum, s. General-Mi-
litär-lommando.
Jünger, Joh. Friedr., k. k. Hoftheaterdichter und einer der
vorzüglichsten neuern Lustsvieldichter, auch Romanschriftsteller, warge-
boren zu Leipzig den 15. Februar 1759.Sein Vater war Kaufmann
daselbst, deßhalb widmete sich I. zuerst dem Handel, studirte jedoch nach-
her die Rechte und beschäftigte sich schon in frühester Jugend viel mit den
schönen Wissenschaften. Nach vollendeten Studien wurde I. Hofmeister
zweyer Prinzen, privatisirte dann eine Zeitlang in Weimar und
ging 1787 nach Wien, wo er, nach dem glücklichen Erfolge mehrerer
seiner dramatischen Arbeiten 1789 als Hoftheaterdichter angestellt wurde.
1794 wurde er jedoch, einer Veränderung, welche dieses Theater erlitt,
zu Folge, wieder entlassen; nun trat I. aufs Neuein das Privatleben
zurück und lebte, da ihm vom Hause nur wenige Mittel geblieben^ wa«
ren, von dem Ertrage seiner Schriften, welche theils aus dramatischen,
theils aus andern belletristischen Erzeugnissen bestanden und allgemeinen
Beyfall fanden. Erstarb in Wien den 25. Febr. 1797, nachdem er
in seinen letzten Lebensjahren mehrmahls Anfälle von tiefer Melancholie
hatte, die an stillen Wahnsinn gränzten und theilweise von seiner ein-
siedlerischen Lebensweise, theilweise von seinen angestrengten Beschäf-
tigungen herrührte. Merkwürdig, doch nicht ohne Beyspiel ist der Um«
stand, daß I. seine heitersten Geistesproducte gerade zur Zeit seines hy-
pochondrischen Zustandes lieferte. Besonders verdienstvoll sind die mei-
sten seiner Lustspiele durch oft sehr glücklichen Witz, das Lustige und Feine
seiner Intrigue, seinen leichten, natürlichen Conversations - Dialog
und durch seine eigene Gabe, sich ausländische und einheimische Stoffe
mit besonderer Leichtigkeit und Wirksamkeit eigen zu machen und dadurch
seinen, freylich unbestreitbaren Mangel an ErsindungsFabe aufs glück-
lichste zu verdecken. Darum war I. auch vortrefflicher Übersetzer. Seine
Romane sind bey allem Mangel tieferer komischer Kraft durch frische,
leichte und gefällige Erzählung sehr angenehm zu lesen. Seine gelungen-
sten Leistungen sind: Hulderich Wurmsamer von Wurmfeld, Roman in
2 Bon. 1781—37. — Der kleine Cäsar, komischer Roman, 3 Thle.
1781—87. — Vetter Jacob's Launen, 6 Thle. 1736—92. —Fritz,
Roman, 4 Thle. 1796—97. Unter seinen Lustspielen, die in 3Samm,
lungen im Drucke erschienen: (1. Lustspiele in 5 Thlen., Leipz. 1735
—90. I I . Komisches Theater in 3 Thlen., Leipz. 1792 — 95; und
III . Theatralischer Nachlaß in 2 Thlen., Regensburg 1803—4) sind
die vorzuglichsten : Die beyden Figaro. —Die Entführung. —E
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe I-M, Volume 3
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe I-M
- Volume
- 3
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 768
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie