Page - 175 - in Österreichische National-Enzyklopädie - Buchstabe I-M, Volume 3
Image of the Page - 175 -
Text of the Page - 175 -
Reglevich, Ioh. Graf. l75
tischem Wochenblatt von und für Ungarn anonym erscheinen, und sing
an seine nun so bedeutende Bibliothek zu gründen. Anfangs Jänner 1806
betrat er seine politische Laufbahn als Practikant bey der ungar. Hofkanz-
ley. Hier leistete K.so ersprießliche Dienste mit so viel Talent undFl^isi,
daß er noä> in diesem Jahre zum k. k. Hofconcipisten ernannt, und 1309
von seiner Behörde dem Kaiser zum Hofsecretär vorgeschlagen ward. Da
aber in demselben Jahre seine thätige Mutter starb, so musite ihn die
Verwaltung seiner weitläufigen entfernten Besitzungen bestimmen, die
Staatsdienste zu verlassen. Er lebte von nun an ganz der Landwirthschaft,
den Wissenschaften, vorzüglich der Botanik, die stets sein Lieblingsstu-
dium war, brachte seine Landgüter in gleichem Maße in Aufnahme, als
er sie verschönerte, und bereicherte und vermehrte unablässig, keine Ko-
sten sparend, seinen Bücherschatz. In diesen Beschäftigungen vertieft,
überraschte ihn 1823 seine unvermuthete Ernennung zum Administrator
des Barser Comitates, und zwar unter ziemlich schwierigen Verhält-
nissen. Er lebte nun ausschließlich seiner neuen Würde, und entsprach
den Erwartungen des Monarchen dergestalt, daß er bereits 1824 zum
Obergespan desselben Comitates ernannt, und im nächsten Frühjahre
feyerlich installirt ward; welche Würde er noch gegenwärtig bekleidet.
Das Jahr 1827 eröffnete seiner Thätigkeit ein neues und weites Feld,
denn durch den Landtagsartikel 16 ward er zum Präses der ungarischen
Gränzregulirungs-Commission gegen Mahren ernannt. Auch hier bewahr-
ten sich sein Fleiß und seine Ausdauer, denn dieses schwierige, in das
Dunkel mehrerer Jahrhunderte eingehüllte, verworrene Geschäft beendigte
er, wiewohl durch elementarische und andere Hindernisse oftmahls ge-
hemmt, im August 1830, und übergab den versammelten Standen auf
dem Reichstage das aus vielen Bänden bestehende Operat, dessen Pro«
tocoll er selbst, ohne Beyhülfe eines Actuars, verfaßte.. Im Februar
1831 ward er zum geheimen Rathe ernannt. In diesem verhängnißvol-
len Jahr zeigte sich K. als Menschenfreund und liebevoller Vater seiner
Unterthanen im schönsten Lichte; denn als die furchtbareCholerakranlheit
auf seinen Gütern im Barser Comitate ausbrach, war er es, derdurch
sein mutyiges, unerschrockenes und besonnenes Benehmen zur Beru-
higung der Gemüther und zur Abnahme jenes unbeschreiblichen Schre-
ckens, den diese Krankheit verbreitete, und der an andern Orten vielen
tödtlich wurde, das meiste beytrug; indem er nicht nur jede Absperrung
seines Schlosses zugleich untersagte, sondern sich in jede Hütte zu den
Kranken verfügte, ihnen die Arzneyen brachte und eigenhändig reichte,
welche seine Gemahlinn Cathar ina , geborne Gräfinn Zichy, un-
ablaßig bereitete. Willig nahmen die Landleute, die selbst dem Arzte das
Vertrauen versagten, die Arzneyen von ihrer Herrschaft, und bald hörte
jenes panische Entsetzen auf, als sie sahen, daß ihr Grundherr, ohne
das geringste Zeichen von Furcht ihrem Krankenbette sich nähere. Das
Verfahren des Grafen K., der, seine reichen Kenntnisse practisch ent-
wickelnd, hier als wahrer Engel der Hülfe und des Trostes erschien, ! e-
'vährte sich dermaßen, daß von gerade 100 Individuen, welche im Markt-
flecken Kle in-Tapolcsan von der Cholera, und zwar meist im ho-
hen Grade, befallen waren, nicht mehr als 6 Individuen starben, die
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe I-M, Volume 3
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe I-M
- Volume
- 3
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 768
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie