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186 R e r n , v i nc . R i t t e r v o n .
gleich im ersten Jahre nach K.'s Anstellung mit dem besten Erfolge
zur Verwunderung des gelehrten Auslandes mehrmahls von ihmunternom-
men. Alles Handwerksmäßige verschwand von der chirurg. Klinik, und was
nur irgend an Quacksalberet) und Charlatanerie erinnern konnte, wich
der echten Wissenschaftlichkeit. — Überzeugt, daß die Ausbildung der
Chirurgen zu operativen Heilkünstlern ein wahres und dringendes Be-
dürfniß sey, gründete der Freyherr von S t i f f r 1307, auf K.'s un-
eigennützigen Antrag, das noch bis jetzt in voller Wirksamkeit stehende
chirurgische Operations-Institut. Daselbst ertheilte K. den Zöglingen
durch volle zwey Jahre einen theoretisch-practischen Privatunterricht über
die overative Heilkunst, und führte denselben durch 17 Jahre bis zu sei-
nem Austritte aus dem Lehramte mit gleich rastlosem Eifer unentgeldlich
fort. K.'s Sysiem verstieß zu sehr gegen die bisherige, herrschende Weise,
als daß die Verfechter der alten Ordnung nicht die Federn gegen ihn
hätten erheben sollen; aber nach einem jahrelangen Sturme trat eine
gelehrte Stillb ein, während der man sich das Wahre und Gediegene des
K.'schen Systems schweigend eingestand. Viele Wundärzte Deutschlands
vom ersten Range befolgen jetzt K.'s Methode. —^ In dem kurzen Zeit-
räume von 19Jahren brachte K. durch seine rastlose Thätigkeit die chkur-
gische Klinik zu eiiler Hohe, auf der sie sich, ohne daß man sie der Un-
bescheidenheit zeihen kann, dreist mit ihren übrigen Schwestern des
Auslandes messen darf. — Wenn gleich K. nicht nach Schriftsteller-Ehre
geizte, so halten doch seine literarischen Arbeiten gleichen Schritt mit
seinem practischen Wirken.. Seine Schriften tragen durchgängig den
Stempel seiwss Geistes. Überall blitzt die gediegene Erfahrung durch.
So originell feine Ansichten und Grundsätze waren, so verachtete er doch
darum das Alte nichts Gleich einem geschickten Wardein suchte er alles,
gleichviel, ob es der neuen oder ältesten Zeit zugehörte, sorgfältig zu
erproben. Das glänzendste Gepräge einer Meinung konnte ihn nicht be-
stechen. Beydem Ernste, mit dem er dabey zu Werke ging, kam er den
gelehrten Falschmünzern leicht auf die Spur. Sein Werk: „Die Stein-
beschwerden der Harnblase und der Blasenschnitt," welchen er im Ganzen
337 Mahl verrichtete, und darunter nur 10 Operirte an den unmittel-
baren Folgen der Operation verlor, enthält einen Schatz practischer
Wahrheiten und wird immer classischen Werth behalten. Wie sehr ihm
auch noch im hohen Alter die Cultur seiner Kunst am Herzen lag, be-
wies er am auffallendsten dadurch, daß er noch 1311 und 1822 gelehrte
Reisen nach Deutschland, Frankreich, Ober-Italien, Rom und Neapel
machte. — Das Ausland erkannte dankbar die Verdienste des großen
Mannes. Viele der bed«ltendsten wissenschaftlichen Vereine Europa's
ernannten ihn zu ihrem Mitgliede. Kaiser Franz gab K. seine Huld
auf das würdigste kund. Schon 1807 wurde sein bisheriger Gehalt von
1000 auf 2000 Gulden erhöht, ihm auch noch in der Folge, in Be-
rücksichtigung seiner ausgezeichneten Leistungen, eine Personalzulage von
500 Gulden zu Theil. Von einer schweren, in seinem Berufsgeschäfte
erhaltenen Krankheit kaum genesen, erwählte ihn der Monarch 1317/
nachdem er ihm schon 1315 den Titel eines Rathes taxfrey verliehen,
auch zu seinem wirklichen Leibwundarzte. Als er 1324 auf sein Vertan,
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe I-M, Volume 3
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe I-M
- Volume
- 3
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 768
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie