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236 Rlein, Ioh. wild-
wobey er daS sorgfältigste und genaueste Studium der Anatomie bewies.
Zu seinen sonstigen Werken gehören: Ein Grabmal aus weichem Metall,
auf Bestellung nach S t . Gal len geliefert; ferner jenes des Doctors
Hohen holz, welches jedoch vom Mariahülfer Kirchhofe auf höchst
räthselhafte Weise entwendet wurde; ein Grabmal aus Sandstein mit
16 Figuren für den fürstl. Eszterh äzy'schen Kammerzahlmeister
S to lze ! und endlich mehrere Büsten aus Marmor und Metall,
worunter sich jene des kaiserl. Staatsrathes und ersten Leibarztes, Frey-
herrn von S t i f f t , welche in einem Hörsaale der Universität in Wien
aufgestellt ist, auszeichnet. Auch verfertigte K. eine Büste des Kronprin-
zen, jetzigen Kaisers Ferdinand.
Rle in, Joh. rv i lh . , ist geb. 1765 zu Alterheim bey Nord-
l ing en in Bayern. Seine wissenschaftliche Bildung erhielt er auf dem
Gymnasium zuStut tgar t , auf der dortigen HohenCarlsschule vollendete
er das Studium der Rechte. Nach der Rückkehr in sein Vaterland ver-
waltete er durch 5 Jahre ein Iustizamt. Ausgebrochene Kriegsunruhen
veranlaßten ihn, diese Amrsstelle freywillig niederzulegen. 1799 kam er
nach Wien, wo er-sich theils mit juridischen, theils mit Erziehungs-
gegenställden beschäftigte, bis er 13l)3, bey der damahligen neuen Re-
gulirung des Armenwesens, als Bezirks-Director angestellt wurde, wo-
zu eine früher von ihm verfasste Druckschrift über diesen Gegenstand Ver-
anlassung gab. Bey der ihm nun obliegenden Armenuntersuchung kamen
auch viele blinde Kinder vor, welche ohne Erziehung und Unterricht auf-
wuchsen, und durch chre gänzliche Verwahrlosung das Mitleiden vor-
züglich in Anspruch nahmen. Dadurch und dürch einen kurz vorher von
dem verstorbenen Magistratssecretär G ah eis gemachten, aber nicht
zur Ausführung gekommenen Vorschlag, eine B.ildungsanstalr für blinde
Kinder zu errichten, wurde K. veranlaßt, in dieser neuen Sphäre einen
Versuch zu machen, wobey er ganz auf seine Beobachtungen und früher
gesammelten Erfahrungen im Erziehungsfache beschränkt war, indem
damahls, außer der von Va len t in Hauy in Par is errichteten An-
stalt für Blinde, auf dem festen Lande keine andere Unternehmung dieser
Art, und auch von der Pariser Anstalt keine genaue Beschreibung der
befolgten Unterrichts-Mettzode vorhanden war, — Er wählte zu diesem
Versuche im März 1804 einen damahls 9jährigen blinden Knaben, der
bisher zwar ohne alle Bildung geblieben war, glücklicher Weise aber
ganz vorzügliche Anlagen und viel Eifer und öernbegierde besaß. Schon
nach drey Viertel Jahren hatte K. seinen Schüler so weit gebracht, daß
durch die damahls bestandene Wohlrhatigkeits-Hofcommission eine Prü-
fung mir diesem blindenKnaben veranstaltet, und auf deren guten Erfolg
in einein Vortrage an den Kaiser die Ausdehnung dieser Unternehmung
auf mehrere blinde Kinder vorgeschlagen wurde. Der Unternehmer wurde
nun durch einen angemessenen, auf den Normalschulfond angewiesenen
Gehalt in den Stand gesetzt, sich diesem Geschäfte ganz zu widmen.
Es wurden ihm 8 blinde Kinder auf öffentliche Kosten zur Bildung über-
geben. Die Oberaufsicht der deutschen Schulen erhielt'den Auftrag,
halbjahrig eine Prüfung anzustellen, und über den Fortgang der neuen
Anstalt Bericht zu erstatten. Inzwischen blieb es vor der Hand eine
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe I-M, Volume 3
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe I-M
- Volume
- 3
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 768
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie