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218 Rlein-Polden. — Rleinsckmid.
Rlein-Polden, siebenbürg. Dorf im Reusimarkter Stuhle des
Landes der Sachsen, ist ein schöner, von betriebsamen Walachen bewohn-
ter Ort, in dessen Nähe auf einer Anhöhe, an der Gränze des Hermann-
städter Stuhles, eine Pyramide zum Andenken an den Besuch des Kai.
fers Franz und der Kaiserinn Mar ia Carol ine 1817 steht.
Rleinschmid, Friedr. August, k. k. Regierungsrath bey der
Polizey-Oberdirection in Wien, ist geboren den L1. Nov. 1749 zu
St ein he im in Westphalen. Nach daselbst vollendeten Studien kam
er 1776 nach Wien , hörte auf der Universität daselbst das Reichsrecht
und legte 1778 aus der gesammten Practik der beyden höchsten Reichs-
gerichte die öffentliche Prüfung ab. 1780 wurde er als Einnehmer bey
der damahls errichteten Tranksteuer-Administration angestellt, welchen
Posten er jedoch bald wieder aufgab, worauf er, nachdem er durch einige
Zeit quiescirt harte, 1783 eineSecretarsstelle bey dem damahligen Groß-
händler Freyh. von Natorp erhielt. 1786 wurde K. bey der k. k. Poli-
zey-Oberdirection in Wien als systemisirter Polizeycommissär angestellt,
1791 aber zum wirklichen Polizeydirector auf der Wieden mit dem Titel
eines k. k. Rathes ernannt, 1796 zur k. k. Polizey-Oberdirection in
die Stadt übersetzt. 1806 erhielt er, wegen Einbringung der, wah-
rend der Anwesenheit der Franzosen 1805 in W ien , verschleppten und
gestohlenen Ärarialgüter, welche an Werth 200,000 Gulden betru-
gen, von dem Kaiser Franz eine Remuneration von 2,000 Gulden.
Gleichen Eifer bewies K. 1309 und brachte neuerdings riele verschleppte
und gestohlene Ärarialgerächschaften im Werthe von 46,000 Gulden
wieder ein. 1810 wurde K. zum Director des Zucht» und Polizeyhauses
in Wien ernannt, als welcher er eine höchst wohlthätige und zweck-
gemäße Anstalt zur Unterstützung austretender Sträflinge gründete, zu
welchem Zwecke er durch die Mildthätigkeit mehrerer Menschenfreunde ein
Capital von 52,000 Gulden zusammenbrachte, von deren Zinsen jeder
austretende Sträfling nach Eigenschaft und Bedürfniß berheilt wurde,
um nicht aus Mangel an Unterhalt und Erwerb wieder der Schuld
anheimzufallen, und um dem entledigten Sträfling Mittel an die
Hand zu geben, bey seinem Wiedereintritte in die bürgerliche Gesell-
schaft sein Daseyn so lange rechtlich zu sichern, bis sich seine Verhältnisse
günstiger gestalteten und ihm den Erwerb des nöthigen Unterhaltes mög-
lich machten.' 1812 wurde K. zum k. k. Reqierungsrathe erhoben, 1816
wurde das Zuchthaus von der k. k. niederösterr. Landesregierung über«
nommen, es erhielt den Nahmen Provinzial-Strafhaus und das vor-
handene Capital der Anstalt wurde so getheilt, daß die Landesstelle
28,000 Gulden verwaltete, und dem Polizeyhause, von welchem K. nocb
gegenwärtig Director ist, 25,000 Gulden blieben, indem die dennah«
lige bessere Verfassung der öffentlichen Humanitäts-und Straf-Institute,
so wie die Begründung der freywilligen Arbeitsanstalt, wo Jeder, der
arbeiten will, Aufnahme findet, die Nothwendigkeit des obigen Fondes
beseitigten. — K. ist auch Verfasser mehrerer lyrischen Gedichte, welche
sowohl in verschiedenenIournalen z.B. derWienerZeitschrift für Kunsi,
Literatur. und'Mode, der The.tterzeitung :c. im Drucke erschienen, als auch
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe I-M, Volume 3
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe I-M
- Volume
- 3
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 768
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie