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sehr bewandert, kein Wunder also, dasi er auch, der Denkart der da-
mahligen Zeit. angemessen, in den Ruf eines Magiers kam, der mittelst
schwarzer Kunst die unglaublichsten Dinge zu Stands brachte. Er hatte
auch weite Reisen und zwar bis Arabien und Babylon unternommen,
wo er jedesmahl bey seiner Wiederkehr die errungenen Schätze seiner
Kenntnisse und Wissenschaften seinem König und dessen Gemahlinn Ger-
t r u d , welche ihn seiner Dichtertalente wegen besonders hochhielt,
zum Vortheil anwendete. 1207 wurde K., dessen Ruhm bereits weit und
breit erschollen war, zur Schlichtung des berühmten Sängerkampfes auf
der War tburg dahin berufen; er erschien, entschied zu Gunsten
Heinrichs v. Of te rd ingen, versöhnte die Sänger und zog reich
beschenkt von dannen. Letztgenannter Dichter schloß mit ihm aus Dank»
barkeit den Bund der innigsten Freundschaft, ja sie dichteten in der
Folge oft im Vereine, und mehrere Stimmen nennen beyde Dichter als
die Verfasser des Berühmten Nibelungenliedes, welches man besonders
aus dem Schauplatz desselben, welcher grö'ßtentheils auf Österreichs und
Ungarns Gränze ist, und aus vielen in diesem Gedichte enthaltenen
schmeichelhaften Begehungen auf Babenberg's Fürstengeschlecht
schließt. Bey K.'s Wiederankunft in Ungarn wurde er mit aller Aus-
zeichnung aufgenommen, und für mehrere wichtige Dienste, worunter
besonders eine vielleicht mehr staatskluge als wunderbare Prophezeyung
zu rechnen war, welche die Vermählung der jungen ungarischen Prin-
zessinn El isabeth mit dem Landgrafen Ludwig von Thüringen zur
Folge hatte, erhielt K. die damahls ungeheure Summe von 3000 Mark
Silbers jährlichen Gehalts. Nach dem Tode der Königinn Ger t rud,
seiner Beschützerinn, begab sich K. nach Deutschland, kam anjden thu«
vmgischen Hof, wo er um die Mitte des 13. Jahrhunderts starb. Seine
einzelnen Gedichte sind in der 1753zuZürch erschienenen Sammlung von
Minnesangern aus dem schwabischen Zeitpuncte enthalten.
Rlinkosch, Jos. Ihaddäus, k. k. Rath und Doctor derMe-
dicin au.f der hohen Schule in P r a g , wo er 1734 am 24. Oct. gebo-
ren wurde. Die damahls übliche Lehrart war für seinen Geist, der Nah-
rung suchte, zu trocken. Er liebte Beschäftigungen, die mehr Nachden-
ken als Gedächtniß erforderten; daher wandte er die Zeit, welche ihm
seine Schularbeiten übrig ließen, auf Verfertigung verschiedener Kunst-
werke und Maschinen, so, daß man ihn schon damahls einen Tausend-
künstler zu nennen pflegte; da er sich zu gleicher Zeit auf die Musik ver-
legte, so bereitete er sich auch die. verschiedenen Instrumente, als Vio-
line, Harfe :c. selbst dazu. Seine Seele beschäftigte sich immer mit
Entdeckungen, deren er in dem Reiche der Natur zu machen sich bestrebte.
Er war bereits auf die Spur verschiedener bis jetzt unentdeckter Ursachen
natürlicher Dinge gekommen, die er aber nie zu Papier brachte. Eine
Maschine zu ersinden, wodurch man wenigstens die Vocaltöne und das
Reden des Menschen deutlich nachmachen könnte, hielt er für möglich,
und hoffte sie ins Werk zu stellen. Auch beschäftigte er sich mit Verferti-
gung verschiedener Kunstgerathe. K. starb am 1l). April 1778in Prag.
Im Drucke war von ihm erschienen: Schreiben des Herrn Alexander
Volta an de« Herrn Joseph Klinkosch, den beständigen Electricitätsträ-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe I-M, Volume 3
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe I-M
- Volume
- 3
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 768
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie