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Unter den zahlreichen alten und interessanten Manuscripten zeichnen sich
besonders das vom heil. Leopold dem Stifte geschenkte Psalterium und
ein Bibelcoder, gleichfalls ein Geschenk des Stifters aus. Auch unter
den Incunabeln gibt es mehrere kostbare und seltene Werke, worunter
eine deutsche Bibelübersetzung von Johann Fust zu Mainz 1462
gedruckt, in vieler Hinsicht merkwürdig ist. — Auf den großen Kuppeln
des unvollendeten neuen Gebäudes prangen als Giebel die Kaiser-
krone und der Erzherzoghut von Osterreich. Beyde sind so geräumig,
daß 8—10 Personen bequem Platz darin finden, sie sind auch mit Oss«
nungen versehen, welche den herrlichsten Überblick der ganzen Umge-
bung gewähren. Unter die vorzüglichsten Merkwürdigkeiten des Stiftes
gehören auch die Keller. Dieselben thürmen sich unter dem neuen Ge-
bäude dreyfach über einander, die untersten stehen ganz leer, weil sie zu
kalt sind; auf diese dreyfache Reihe von unterirdischen Kellern folgen noch
2 Reihen gewölbter Gemacher, so daß 5 Wölbungen übereinander stehen
und dann erst die übrigen Stockwerke folgen. Sehr oft waren in diesen
Kellern an 30,000 Eimer der köstlichsten Weine des Landes aufbewahrt,
daher auch des Klosters traditioneller Beynahme im Munde des Volkes:
„Zum rinnenden Zapfen." Hier befindet sich auch das große Faß von
100(1 Eimern, nach dem Heidelberger das größte in Deutschland. —
Gegenwärtig zahlt die Canonie 56 Priester, 3 Profeß-Cleriker, 9Cle-
riker und Novizen, sie hat ein vollkommen o^ganisirtes Hausstudium der
Theologie mir 7 Professoren. Dem Stifte sind ferner 22 Pfarren incor-
porirt, unter denen die 3 Stadtpfarren zu K. und Korneuburg, so
wie jene zu Hietzing sich befinden, mit eden so viel Pfarrern und 10
Cooperatoren. Zu jeder Zeit hatte das Stift untn seinen Mitgliedern
ausgezeichnete Gelehrte und Schriftsteller aufzuweisen; in neuerer Zeit
unter Andern den Prälaten selbst, Max imi l . Fischer, A l o y s S ch ü-
tzenb«»rger, Wi lh . S e d l a c z e k , Danie l Tobenz u. A.
(s. alle diese).
Rmeth, Danie l , aus dem Piaristenorden, Professor der Ma-
thematik an der königl. Akademie zu Kaschau, war geboren am lö.Iän.
1783 zu B r i es in Ungarn. In den Orden der frommen Schulen trat
er 179H. Nach überstandenen Probejahren docirte er in den Gramma-
ticalclaffen 4 Jahre lang. Hierauf studirte er zuWaitzen die Philosophie
mit so gutem Erfolge, daß er an der Pesther Universität die philosophi-
sche Docrorwürde erhielt; dann absolvirte er zu Neutra das theologi-
sche Studium. Nun schickten ihn die Vorsteher seines Ordens nach
Ofen, um auf der dasigen Universitäts-Sternwarte die Astronomie
pracrisch zu erlernen. Dieß that er mir so vielem Eifer, Fleiße und gu-
tem Erfolg, daß ihn 1812, nach rühmlich überstandener strenger Prü-
fung, der königl. ungar. Sta-chaltereyrath zumAdjuncten desPräfecten
der Sternwarte (des berühmten Mathematikers und Astronomen Pas-
quich) ernannte. Die Adjunctenstelle versah er mit vielem Eifer, und
benutzte sie zugleich zur Schriftstellerey; denn er gab 132 l heraus:
Astronomische Beobachtungen der Zenithdistanzen und der geraden Auf-
steigungen der Fixsterne, der Sonne und der Planeten, Ofen, und 1623
das Werk: „^stronomia popularis in eorum usum, qui §ine gra-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe I-M, Volume 3
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe I-M
- Volume
- 3
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 768
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie