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Nönig von Jerusalem. 235
für seine Schule, und gab seinerArt die Sprache zu behandeln, eine neue
Richtung. 1809 war K.Iurat der kön. Tafel in Pesth, wo er mit Dr.
Steph.Horväth, Vi tkowics und Szemere jenen schönen Freund,
schaftsbund schloß, der in der Folge sein abgesondertes, und an Leiden
reiches Leben einigermaßen versüßte, und ihn im literarischen Wirken
erhielt. Seine ersten Gedichte stehen in Horvath's Damalc cal«ndario-
ina und im Erdelvi Museum. 1814 besuchte er seinen Freund Sze-
mere zu Peczel und hier schrieb er seine Satyre, das Gegen-Mon-
dolat (Plan und einige Beytrage von Szemere), das ohne sein Vor-
lviffen und fehlerhaft gedruckt, zu Pesth 1815 herauskam. Trotz der
Trefflichkeit dieses Werkchens, machte es beym größeren Publicum doch
nicht die beabsichtigte Sensation; vielmehr verursachte es K. viele Feinde,
deren Zahl sich noch vermehrte, als er 1317 im 'I'udomänios l^vüj ^
temenv über Csokonay, Kis und Bercsenyi sein Urtheil frey-
müthig hören ließ. Dieser Umstand und daß seine Kritik über Bercse-
nyi von der Redaction stark gestrichen wljrde, bewog ihn die kritische
Feder niederzulegen, obwohl ihn die Redaction der genannten Mo-
nathschrifr zur Beurtheilung aller übrigen ungar. Dichter älterer und
neuerer Zeit, zu wiederholten Mahlen aufforderte. Hingegen ließ er
nun poetische Beyträge in die neueren periodischen Werke häusiger ein«
rücken (Balladen, Romanzen, Lieder und Epigramme, in der Aurora,
Hebe, Aspazia und I^osxoru), welche die gebildeten Leser zur Bewun-
derung hinrissen. 1826 lud ihn Szemere aus seiner Einsiedeley wie-
der zu sich, und bewog ihn, sich ihm zur Herausgabe ei:ier kritischen
Zeitschrift anzuschließen. So entstand dasEletesLiteratura, das durch
K.'s zahlreiche philosophische und ästhetisch-kritische Beyträge den höchsten
Werth erhielt, und K. zu Ungarns erstem Kunstphilosophen stempelt.
Unter andern Arbeiten K.'s müssen wir die, leider nur bis zum 4. Gesang
vorgerückte Übertragung von Homer's Iliade anführen, welche nach
einer gedruckten Probe des 1. Gesanges Minerva 1826, 3. Quartal,
K. ohne Zweifel auch in die Reihe der größten Übersetzer stellt, ferner
viele historisch-politische, philosophische und kritische Aufsätze für die fol-
genden Bände von Elet es Lit. im V?anuscripte und seine Literaturbriefe
an Döbrenle i (Elet 65 Lit. 2. Bd.) vorzüglich wegen der treuen
Schilderung seiner Individualitat höchst anziehend.
Rönig vonIerusalem.Diese Benennung im großen österr.Kaiser«
titel (den mittleren Titel s. unter dem Artikel: Kaiser vonOsterreich,
seineVorrechte :c.) hat folgenden Ursprung: In dem ersten Kreuz-
zugegegen die Saracenen inPalästina, der 1096 unternommen wurde,
hatte Go t t f r i edBou i l l on , Herzogvon L othring en, den Ober-
befehl über die christlichen Heere, und unter seiner Anführung wurde
1099 Jerusalem eingenommen. Acht Tage nach der Eroberung der
Stadt wurde er zum Könige von Jerusalem ausgerufen und gekrönt;
er ließ sich aber statt der goldenen Krone eine dörnene aufsetzen. „ES
geziemt sich nicht," sagte er, „daß Jemand dort einen Lorberkranz,
oder ein König eine goldene Krone trage, wo der König des Himmels
eine dörnene Krone getragen hat." Von dieser Zeit haben die Herzoge
von Lothringen immer den Titel eines Königs von Jerusalem ge-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe I-M, Volume 3
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe I-M
- Volume
- 3
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 768
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie