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285 R r a u sz.
)lbberufung des dortigen k. k. Gesandten, Grafen von Ludolf , im
23. Jahre seines Alters, der Posten eines k. k. Geschäftsträgers am kön.
dänischen Hofe anvertraut wurde, den er gerade in einer der intereffan-
testenEpochen,wahrend der bewaffneten Neutralität der nordiscben Mächte,
wahrend des Seekrieges mit England unter Nelson und der denkwür-
digen Seeschlacht bey Kopenhagen (I.April 1801) gegen drey Jahre
bekleidete. In Kopenhagen fand er vielseitig Gelegenheit, sich mit
den nordischen Sprachen und den nordischen Staatsverhaltnissen, so wie
mit dem Seewesen und dem Gange des Welthandels, worauf er sein
besonderes Augenmerk richtete, näher vertraur zu machen. Nach seiner
Zurückkunft trat er 1804 in den inneren Staatsdienst über, und wurde
als Hofsecretar bey dem damahls bestandenen dalmatinischen Hofdeparte-
ment angestellt. Von dieser Zeit an verlegte er sich mit entschiedener
Vorliebe auf das Studium der Staatswissenschaften, und nahmentlich
der Nationalökonomie. 1806 wurde er zu der damahls bestandenen Com-
merz-Hofkammer übersetzt, wo ihm bald darauf ein Theil des Commerz-
Referates anvertraut wurde. Nachdem er 1809 während der feindlichen
Invasion den kaiserl. Hof nach Ungarn begleitet hatte, wo er verschie-
dene höchst wichtige Aufträge besorgte, wurde er 1812 zum k. k. nieder-
österr. Regierungsrathe befördert, und übernahm als solcher das Studien-
Referat bey der k. k. niederösterr. Landesregierung. Hier eröffnete sich
für ihn em neuer umfassender Wirkungskreis. Viele Verbesserungen im
deutschen Volksschulwesen, die Errichtung und Organisirung des k. k. po-
lytechnischen Institutes in Wien , die Herstellung der Ordnung in dem
durch Zeitumstände zerrütteten Stiftungswesen und manche andere zweck-
mäßige Einrichtungen im Studienwesen, die Emporbringung mehrerer
Humanitäts-Anstalten, namentlich des Blinden- und Taubstummen-
Instituts :c., sind durch ihn zu Stande gebracht worden. 1317 wurde
ihm nebstbey auch noch das niederösterr. Commerz-Referat übertragen.
Im Febr. 1813 wurde er zum Mitgliede der Staatsgüter-Veräußerungs-
Commission ernannt, und im Sept. 1818 zur damahls neu errichteten
k. k. Commerz-Hofcommission berufen. Hier wurden ihm die wichtigsten
Gesetzgebungs- und Organisirungsgegenstände, das See- und Schiss-
fahrtswesen und die Leitung der auswärtigen Handelsangelegenheicen
anvertraut. Hier arbeitete er das neue Privilegien-Patent zur Aufmun-
terung des Erfindungsgeistes im Fache der Industrie aus, legte den
Grund zu den Straßencharten und statistischen Strasientabellen der österr.
Monarchie, die 1335 unter seiner Mitwirkung ihre letzte Vollendung
erhielten, führte die wichtigsten Verbesserungen in der Seegesetzgebung
ein, und verfaßte das neue Consular-System, wornach die vormahls so
lästigen Schifffahrtsabgaben gemäßigt, der Cottimo von 2Percentin der Le-
vante aufgehoben, besoldeteNationalconsule eingesetzt und dieInteressen der
österr. Seefahrer garantirt und wesentlich befördert wurden. Unter sei-
nem Referate kamen die Elbe-Schifffahrtsconvention und andere Schiff-
fahrtsverträge mit auswärtigen Seestaaten zu Stande. Zur Bildung
angehender Commerzbeamten gründete er, durch das Finanzministerium
unter Graf S tad ion unterstützt, die aus den auserlesensten Werken
h.estehende Commerzbibliothek, die noch gegenwärtig unter seiner Leitung
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe I-M, Volume 3
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe I-M
- Volume
- 3
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 768
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie