Page - 302 - in Österreichische National-Enzyklopädie - Buchstabe I-M, Volume 3

302 Rrummauer Schwemmanstalt. Hauptort des Herzogthums gleiches Nahmens, und zahlt 4,300 Einw., welche größtentheils aus Tuchmachern, Strumpfwirkern:c. bestehen. Unter andern werden auch viele Holzschuhe gemacht. — Es ist hier ein ökono- misches Institut zur Bildung geschickter Beamten, vom Fürsten Jo- seph Schwa rz enberg errichtet, und mit Bibliothek, physikalischem Apparat, einer Modellsammlung der vorzüglichsten Landbaumaschinen, einem botanischen Garten und Observatorium zu regelmäßigen Wetter- beobachtungen ausgestattet. — Bey dem hiesigen prächtigen Schloffeist ein großer Park. Außer mehreren Kirchen ist hier ein Minoritenkloster, eine Erzdechantpfarre, eine Haupt- und eine Arbeitschule. Rrummauer Schwemmanstalt. Unter den großen Vorzü- gen , welche Böhmen in neuerer Zeit durch so viele zweckmäßige An- stalten , wozu besonders die Anlage der großen Eisenbahn von der Moldau bis zur Donau zu rechnen ist, erworben hat, behauptet ein Privatunternehmen des verstorbenen Fürsten Joseph von Schwar- zenberg durch seine Großartigkeit einen der vorzüglichsten Platze. Es ist dieses die große Schwemmanstalt auf der fürsil. Schwar- zen berg'schen HerrschaftKr um ma u in Böhmen. Ein zusammenhan- gender Flächenraum von 24,000 Joch Urwaldern an den Gränzen von Oberösterreich und Bayern, welche seit Jahrtausenden bloß dem natür- lichen Wechsel zwischen zu Grunde gehen und Wiederentstehen aus faulen Trümmern nutzlos Preis gegeben waren, schuf die Idee zur Er- richtung eines Holzschwemm, Canals, welcher diese Wälder in ihrer ganzen Ausdehnung durchschneidet, und durch welches sinnreiche Beför- derungsmittel eine Holzmasse von mehr als 3 Millionen Klafter in den oberösterreichischen Mühelfiuß, dann aus demselben weiter auf der Do- nau holzarmen Gegenden zugeführt wird. Freylich legte das fast unzu- gängliche und undurchdringliche Terrain der Ausführung dieses Unter- nehmens fast unübersieigliche Hindernisse in den Weg; Felsen mußten gesprengt, Urwälder ausgereutet und Höhen mit großer Schwierigkeit umgangen werden, allein es ist auch bekannt, welche Riesenunternehnmn- gen der menschliche Geist, wird er durch Beharrlichkeit und Aneiferung unterstützt, auszuführen im Stande ist. Einem gemeinen Forstlehrling, Nahmens Joseph Rosenauer, verdankt diese große Unternehmung ihren Ursprung. Um das jugendliche Genie zu wecken und seinen Kraft- außerungen durch wissenschaftliche Bildung die gehörige Richtung zu ge- ben, verfügte der Vater des verstorbenen Fürsten, daß Rosen au er an der Ingenieur-Akademie zu Wien sich dem Studium der Mathematik und Physik widmete, um an die Ausführung einer so wichtigen Unter- nehmung mit Sicherheit Hand anlegen zu können. Mit den nöthigen Vorkenntniffen ausgerüstet, begann nun Rosenauer 1787, ein Ni- vellement von den Ufern des Mühelfiusses bis an die Endpuncte des an- gedeuteten Waldkörpers in einer Lange von beynahe 40,000 Klaftern aufzunehmen, und diese Arbeit, welche er den, 1763 mit 1,200 Perso- nen, angefangenen Operationen zum Grunde legte, mit mathematischer Genauigkeit und Sicherheit auszuführen. Die Kräfte dieser Arbeitsleute wurden nach Verschiedenheit der Arbeitsgegenstände vertheilt. Diese muß- ten Bäume entwurzeln, jene die rauhe Oberfläche reinigen, andere