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R u f f n e r.
Sohnes, Friedrich der St re i tbare, allzu herrisch entgegen und
sie empörten sich bald, im Bündnisse mit Ungarn und Böhmen, offen
gegen ihn. Doch wurden sie, theils durch Gewalt, theils durch List über«
wältigt, ihre festen Burgen gebrochen und obschon Friedrich, durchihre
Reue versöhnt, ihnen verzieh und H einrich v.K. sogar in seinem Mar-
schallamte bestätigte, so erhob sich doch das Haus nie mehr zu seinem vori-
gen Glänze und erlosch kurz darauf. Eine Kuenringerinn erscheint
noch als Hoffräulein Margarethens von Osterreich und Geliebte Ot-
rokars von Böhmen, von welcher er zahlreiche Pfänder der Liebe hatte,
die der Papst legitimirte und aus welchen der Sohn Nicla s Ahnherr
der Herzoge von Troppau und Iagerndorf wurde.
Ruffncr, Christoph, t. k^Hofsecretär und Concipist des geheimen
Staats- und Conferenzrathes, ist 1780 in Wien geboren. Sein Vater
bekleidete daselbst das Amt eines k.k. Hofpartheyen-Vertreters und Curators
der milden Stiftungen. In seinerIugend verlebte er jahrlich einige Mo-
nathe in dem Markt Berchtoldsdorf, in der Nahe von Wien. Die
Einsamkeit dieser schönen Gebirgsgegend, die Ruinen eines alten muthmaß-
lichen Tempelherrengebaudes daselbst und die eifrige Lectüre der römisch, u.
deutschen Dichter (V i rg i l, Horaz, O v id's Metamorphosen, Hoelty,
Bürger und Geßner waren die ersten poetischen Sterne, die an sei-
nem heitern Iugendhimmel aufgingen und ihn entzückten) weckten in ihm
die Liebe zur Poesie. Als Knabe von 13 Jahren wuchte er seine ersten
poetischen Versuche. Seine Liebe zur Poesie wurde in der Folge sehr
genährt durch ausgezeichnete Künstler, welche das Haus seiner Ältern
besuchten. Propst Hofstätter (s. d.), sein Oheim, las mit ihm die
lateinischen Classiker. Maler, Bildhauer, Gelehrte, Dichter und Ton-
künstler besuchten das K.'fche Haus. Ant. Wranitzky unterrichtete den
Jüngling im Gesang und im Violinspiele. Mozar t undHaydn be-
suchten die musikalischen Unterhaltungen des K.'schen Hauses. Her liebe-
volle Haydn war sogar geneigt, K. an Kindesstatt anzunehmen. Spä-
terhin gab Ha yd n ihm den Auftrag, für ihn die Poesie zu dem Ora-
torium „Die vier letzten Dinge" zuschreiben. Dle 2 ersten Abtheilungen:
„Der Tod" und „Das jüngste Gericht" las ihm K. vor und genoß die
Wonne, über einen Chor der reuigen Sünder Thränen aus den Augen
des hochverehrten Greises, mit dem K. unvergeßlichen Ausrufe: O schon!
stießen zu sehen< Haydn starb leider, ohne das Werk beginnen zu
können, da seine physische Kraft zu erschöpft war.— K. sollte sich dem
juridischen Fache widmen; es kam aber davon ab, und er betrat seine
Diensteslaufbahn bey:« k. k. Hofkriegsrath 1803. — Als Schriftsteller
begann K. mir Romanen. Zwey dieser sehr jugendlichen Producte waren
1301 in Wien erschienen: „Der Geliebte im Sargc oder die Stimme
aus dem Grabe;" und „Der Bund der Fetten und der Magern."
Beyde fanden, so unreif sie waren, doch eine sehr gure Aufnahme, wur-
den sogar vergriffen. Nun trat etwas Solideres ans Licht, seine metri-
sche Übersetzung des Plautus, mit einer Abhandlung über das römische
Theater. 5 Bde. Wien 1806. Sie wurde in allen kritischen Journalen
des I n - und Auslandes mit vielem l.'obe erwähnt. Fuhrmann rühme
diese wackere Arbeit besonders in seinem Handbuche der classischen Litera-
Oesterr. Nat. ssn nkl.Vd. ?Il. 20
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe I-M, Volume 3
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe I-M
- Volume
- 3
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 768
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie