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a m b e c i u s.
^ Kaisers zum Geschenke erhielt. Bald darauf reiste L. über Venedig
und Bologna nach Rom, traf daselbst die Königinn Christine an
und trat den 20. Aug. feyerlich zur katholischen Religion über. Von Rom
reiste er nach Florenz, wurde daselbst von dem Großherzog auf das
ausgezeichnetste aufgenommen, benutzte die dortigen literarischen Schatze
und kehrte sodann über Bologna, Mantua und Verona, durch
Tyrol nach Wien zurück. Hier erwarb er sich die Freundschaft des
Hofbibliothekars Mauchter und wurde zum kaiserl. Histonographen
und Vicebibliothekar ernannt mit der Aussicht auf die Nachfolge, sobald
jener seiner Stelle entsagen sollte, welches bereits den 36. May 1663
Statt fand, wo Mauchter seine Stelle niederlegte, und L. als Präfect
der Hofbibliothek eintrat und die wichtigsten Dienste leistete. Er liesi
das Locale der Hofbibliothek, welches sich dazumahl in jenem Flügel der
Burg befand, welcher jetzt Schweizerhof genannt wird, so viel als mög-
lich'verbessern, die Decke, durch welche in manche Zimmer nicht selten
der Regen drang, herstellen, die Zimmer und Bücher reinigen, und
letztere so wie die Manuscripte auf das sorgfältigste ordnen, wodurch er
sich das unbedingte Wohlwollen des Kaisers erwarb. Nach dem Tode
des Erzherzogs Sieg mund Franz von Tyrol, begleitete L. den Kaiser
auf einer Reise nach diesem Lande und erhielt den Auftrag, die im
Schlosse Ambxas befindliche kostbare Büchersammlung sorgfältig zu
untersuchen und Alles, was in der kaiserl. Bibliothek zu Wien fehlte,
auszuwählen und aufzuzeichnen. Von 6,449 Bänden, worunter 569
Codices und 5880 gedruckte Bücher waren, wählte L. sowohl jene 569
Manuscripte, als auch noch 14, die im Kunstcabinete des Schlosses
gefunden wurden, und 1,489 Bände gedruckter Werke, welche sofort,
in 22 Fässer und 6 Kisten verpackt, nach Wien geführt und der kaiserl.
Bibliothek einverleibt wurden. — 1665 wurde ö. von dem Kaiser nach
Ofen gesandt, welche Stadt damahls noch in den Händen der Türken
war, um daselbst das Werthvollste und Seltenste, was die berühmte
Corvini'sche Bibliothek noch enthielt, entweder anzukaufen oder ab-
schreiben zu lassen. Er erlangte jedoch nur mit großer Mühe Eintritt in
das Büchergewölbe und mgn gestattete ihm nttr, aus den vorhandenen
Manuscripten 3 auszuwählen und als Geschenk mitzunehmen. Diese
waren: Ein Pergament-Coder in groß Quart: 3. l^regorii Nax. 3er-
mones etc.; ein Pergament-Coder in Folio: 3. Augustini sermones
de verbis Domini; und ein Papi r - Manuscript : Joannis Epi-
scopi (^uinque-Ecclezienzis poeinata latina. 1667 liesi der Kaiser
die Büchersammlung L.'s aus Hamburg nach Wien bringen, wel-
che ungemein reichere Ausbeute gewahrte, denn sie bestand ungefähr aus
3,000 Banden und enthielt, ausier mehreren schätzbaren Druckwerken,
mehr als 200 seltene, griechische, lateinische und deutsche Manuscripte,
theils auf Pergament, theils auf Papier. Diese Büchersammlung wurde
ebenfalls der kaiserl. Bibliothek einverleibt und L. erhielt dafür die Sum-
me von 23,000 Gulden. Noch wurde die Hofbibliothek unter L.'s Lei-
tung und grösirentheils durch dessen Bemühung mit folgenden Schätzen
vermehrt: 1671 von Venedig mit 21, dorr z,nn Kaufe gebothenen
und für 950 Gulden rheinisch eriiandenen griechischen Manuscripten;
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe I-M, Volume 3
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe I-M
- Volume
- 3
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 768
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie