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machte daselbst bedeutende Fortschritte, als auf einmahl durch den fiei.
siigen Besuch des Hoftheaters seine Liebhaberey zur Schauspielkunst er.
wachte. Er übte sich anfangs mit seinem Bruder auf einem Liebhaber,
theater, wurde jedoch bald durch den Hofrath von Sonnenfe ls be.
stimmt, sich der öffentlichen Bühne zu widmen, und beyde Brüder wur-
den durch dessen Vermittlung bereits 1770 an dem Hofburgtheater en-
gagirt. L. trat zum ersten Mahle als erster Tribun in dem Trauerspiele
Brutus von Brove auf, und erntete den aufmunterndsten Beyfall, den
das sorgfältige Studium seiner Rolle, unterstützt von den Anweisungen
ausgezeichneter Männer, so z. B. Noverre's, Gluck's, Casalbi-
gi's u. m. A. vollkommen verdiente. Bald darauf debutirte L. als
Barnwell in dem bekannten englischen Rührspiele: Der Kaufmann von
London, mit stürmendem Beyfall. 1771 starb sein älterer Bruder, der
sich bereits zu einem vortrefflichen Schauspieler qualisicirt hatte, und
nun nahm sich Hofrath Sonnen fe ls , der bekannte Mäcen hoff-
nungsvoller Schauspieler, seiner auf die väterlichste Weise an; durch
dessen freundschaftliche Unterweisung und Aufmunterung ermuthigt,
wagte sich L. nun auch an bedeutendere Rollen, so z. B. Albin in Di-
derot's Hausvater, und genügte vollkommen. Allmählig erhielt L. die
ersten Heldenrollen, zu denen ihn sein verständiges Spiel, seine edle
Gestalt und der herrliche Wohlklang seiner Stimme vor Allem begün-
stigten , der einstimmigste Beyfall des Publicums begleitete jede sei-
ner Darstellungen. Mittlerweile hatte L. auch Shakespeare in der
Ursprache studirt, und erregte bey feinem tief durchdachten Spiele Ham-
let's einen Beyfallssturm, der seiner großartigen Leistung würdig ange-
messen war. 1734 trat L. mit seiner zweyten Frau, einer gebornen
Weber, Schwester von Mozart 's Gattinn und Sängerinn am Hof^
operntheater, eine Reise durch Deutschland an, wurde mit Klop stock,
Ramler , Mendelssohn, Engel und andern berühmten Gelehr-
ten bekannt, und spielte zu Hamburg und München mit Beyfall
einige Gastrollen; 1786 unternahm er eine zweyte Reisenach Trieft
undVenedig, lernte das italienische Theater kennen, und kehrte mit
neuen Kunstansichten bereichert, nach Wien zurück. Bey einer Reise
nach Ber l i n 1739 brachte L. nach seiner Ruckkehr zuerst das daselbst
von Kotzebue erhaltene Schauspiel: Menschenhaß und Reue auf das
Wiener Hoftheater, dessen gute Aufnahme auch dieDarstellung anderer
Kotzebue'schen Stücke zur Folge hatte. tz3on nun an fuhr er fort,die
ersten und vorzüglichsten Rollen mit Feuer und Energie zu spielen, und
war stets des lohnendsten Beyfalls gewiß, selbst das endlich heranna-
hende Alter, stets eine gefährliche Klippe für den beliebtesten Schauspie-
ler, vermochte seine Kräfte nicht zu mindern, ja er entzückte noch als
Greis in Rollen, die von Natur, aus kräftiges Alter erfordern, so
z. B. Macbeth, Tell:c. 1794 trennte sich seine Frau von ihm. L.
machte noch mehrere Kunstreisen, und blieb von 1306 an, ununterbro-
chen beym Hofburgtheater beschäftigt. Nach einigen Jahren trat er in
den Pensionsstand, gab jedoch noch oft Gastrollen mit grosiem Beyfalle
im Burgtheater wie in jenem an der Wien, dann auch an Provinzial-
theatern, z .B. in B r u n n , Pesth, Gräh :c. Seine vorzüglich-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe I-M, Volume 3
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe I-M
- Volume
- 3
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 768
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie