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Langer, Sebast. — Lanner.
Kränze für die Jugend (Gedichte), Wien 1830. — Gedichte, 2 Thle.
eb. 1830. —Erzählungen, Mahrchen und Skizzen, 1. Thl. eb. 1335.
Langer, Sebast., geschickter Kupferstecher, wurde 1772 zu
Troppau geboren, wo sein Varer I oh . Mich. L. ebenfalls Kupfer-
stecher war. Unter dessen Leitung erhielt L. die erste Kunstbildung und
kam dann in die Akademie der bildenden Künste zu Wien. Nach vollen-
deten sorgfältigen Studien widmete sich L. ausschließend der Kupferstecher-
kunst und leistete bald sehr Erfreuliches. Die Nettigkeit und Reinheit
seines Stiches erwarben ihm bald viele Bestellungen, er arbeitete für
Kunst- und Buchhändler, so wie für andere Besteller des In- und Aus-
landes und unternahm wohl auch mehrere Werke auf eigene Kosten. Die
Zahl seiner Blätter ist sehr ansehnlich, die vorzüglichsten darunter mö-
gen seyn: Viele Porträts österr. Krieger und Heerführer aus den Zeiten
des dreyßigjährigen und siebenjährigen Krieges; die bekanntesten Heiligen
mit ihren Lebensbeschreibungen, 106 Stücke; die hohen Festtage des Herrn
und der heil. Jungfrau in 15 Vorstellungen; mehrere Titelkupfer zu
Tieck's, Ohlenschlag er's ic. Werken, dann recht gelungene Blät-
ter zu dem Haa s'schen Galleriewerke nach Perger's Zeichnung, wor-
unter vorzüglich zu erwähnen: Die Rückkunft des verlernen Sohnes, nach
Ba t ton i ; — der Zahnbrecher, nach Ostad e; — der Charlatan, nach
G. Dow; — der alte Jude, nachHo og st raten; — der heil. Fran-
ciscus, nach Aug. Ca rracci ; die Seidenhändlerinn, nachMieris;
— die Zeitungsleser, nach Verelst; — die Wunder des heil. Ignaz,
nach Rubens; — Prophet Isaias, nach der Schule Raphael's; —
Maria Reinigung, nach Fra Bar to lomeo. Auch lieferte L. meh-
rere sehr schöne Kupfer zu Gebethbüchern, worunter sich besonders das
Titelkupfer zu Zaig elius's Voie du 3al»it auszeichnet.
Lanner, Jos., Capellmeister des 2. Bürger-Regimentes in
W i e n , gegenwärtig mit I o h a n n S t r a u ß (s. d.) das Zwil-
lingsgestirn der neueren Tanzmusik bildend, dessen liebliche und ori-
ginelle Melodien bereits in allen gebildeten Theilen Europa's auszeich-
nenden Anklang fanden, ist geboren zn Wien 1801. Seine bedeu-
tenden musikalischen Kenntnisse hat er, bey ungenügendem Unterrichte,
fast ganz aus sich selbst gezogen. Anfangs nur in beschränkten Kreisen wir-
kend, wußte er sich schon durch seine ersten musikalischen Compositionen
und Leistungen so allgemeinen Beyfall zu »erschaffen, daß seine Mit-
wirkung bald an allen öffentlichen Orten, Sälen, Gärten :c, wetteifernd
gesucht und verlangt wurde. Er bildete sich nun ein tüchtiges Orchester,
verfolgte rüstig und mit vielem Glücke seine Bahn alsTanzcomponist und
wurde bald der ausschließende Liebling des Wiener Publicums und nur
mit S t rauß, der selbst früher durch einige Zeit unter L.'s Leitung
stand, theilte er in der Folge diese Gunst. L.'s Individualität als Com-
ponist und ausübender Künstler ist übrigens von jener Strauß's so we-
sentlich verschieden, daß sie immer zu gleicher Zeit neben einander beste'
hen können, ohne daß man einem derselben den Kranz ausschließend erthei-
len müßte. Wenn St rauß durch sein Feuer, seine Lebhaftigkeit und durch
glückliche Erfindung und Behandlung zum Tanze einladender und geeigne-
ter Motive hinreißt, so bezaubert hingegen L. durch Grazie, Originalität,
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe I-M, Volume 3
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe I-M
- Volume
- 3
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 768
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie