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rung verwahrt und der Bewunderung der Nachkommen auf würdige
Weise aufbehalten werden. Sie sind in verschiedenen Gemächern der
Burg aufbewahrt, wovon die merkwürdigsten sind: Die sogenannte
Mordgallerie; der Empfangssaal, worin alte Wandgemälde, alte Sitze
und ein schön geätzter Spieltisch vom Jahre 1591 sind; die Wohnung des
Burgpfaffen in einem runden Thurme befindlich; die Zimmer des Burg-
herrn; die Gerichtsstube; der Gesellschaftssaal; die Waffenkammer, mit
merkwürdigen alten Rüstungen ; die Wohnung der Burgfrau; der ritterli-
che Prunksaal und endlich die alterthümliche Burgcapelle, welche von Her-
zog Leopold dem Glorreichen 1222in Klostern euburg erbaut,
daselbst abgebrochen und hier wieder zusammengesetzt wurde. Unter den hier
verwahrten Schätzen der Kunst und des Alterthums sind besonders nennens«
werth : Die prächtig« gearbeitete Bettstelle Kaiser Rudolph's I I . , ein koste
bares Überbleibsel des Kunstfieißes aus dem Mittelalter; der doppelte Thron
mit vergoldetem Schnitzwerke geziert, im Prunksaale, über 400 Jahre alt;
die alte und seltene Waffensannnlung in der Rüstkammer; ein vom Kaiser
Max im i l i an I. selbst aus Elendgeweihen zusammengesetzter Stuhl,
auf welchem die vollständige Rüstung dieses ritterlichen Fürsten zu sehen
ist; ein Wandschrank mit schönen Lasursaulen im Gesellschaftssaale, das
Werk eines römischen Künstlers aus dem 15. Jahrhundert; die schone
und an Kunstschätzen und histor. Merkwürdigkeiten äußerst reiche Schatz-
kammer; die mltElfenbein ausgelegte, sehr schön und mit großem Kunst-
fieiße ausgearbeitete Bettstelle Kaiser Carl's IV. , aus dem Schlosse
Carlstein in Böhmen Hieher gebracht; viele alte und moderne Ge-
mälde, so wie auch Glasgemälde an Fenstern, wovon die neueren von
der Hand des geschickten Künstlers Mohn sind. Noch sind höchst ".erk-
würdig die beyden Säle, der Habsburger und der Lothringer genannt,
worin sich die schön gearbeiteten marmornen Standbilder der österreichi-
schen Regenten aus diesen Dynastien befinden, dann das Burgverließ mit
der lebensgroßen Figur eines in Ketten liegenden und sein Ordenskleid
tragenden Tempelritters. Außer dem Wassergraben des Ritterschlosses
steht an einer Seite desselben noch die sogenannteKnappenburg, zu wel-
cher eine Brücke führt; dieß ist ein ganz einfaches niedriges Gebäude,
ebenfalls im alten Style, worin sich Wohnungen für die Dienerschaft,
Küchen, Stallungen und andere zur Hauswirthschaft dienende Gemacher
und Behaltnisse befinden. Die Besichtigung der Franzensburg und ihrer
Schatze ist, so wie der Genuß des herrlichen Parkes für Jedermann frey.
Der Castellan des Schlosses führt die Fremden mit vieler Bereitwillig-
keit in ersterer herum und erklart ihre Merkwürdigkeiten.
Laz, N)0lfg., Ferdinand's I. Rath, Leibarzt, Histono-
graph, Hofbibliothetsprafect und Director des Münzcabinets, einer
der emsigsten Sammler und Vielwisser aller Zeiten, wurde am 31. Oct.
1514 zu Wien in dem Hause geboren, das noch von ihm der Lazenhof
heißt, zwischen dem hohen Markt und Kienmarkt, im ältesten Theile
des aus dem römischen Eabiana wieder erstandenen Wien. An Aus-
grabungen seines Oheims Schallautzer entzündete sich L.'s wißbe-
gierige Liebe für Kunst und Alterthum. Die denkwürdigste Ausbeute
derselben kam in den Lazenhof, der mit den wichtigsten Gelübdesteinen
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe I-M, Volume 3
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe I-M
- Volume
- 3
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 768
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie