Page - 370 - in Österreichische National-Enzyklopädie - Buchstabe I-M, Volume 3
Image of the Page - 370 -
Text of the Page - 370 -
370 Lazanzky, die Grafen.
Mühseligkeiten der Feldzüge hatten L. schwere Übel zugezogen, Gicht
und Steinschmerzen. — Was er auch litt, seine vielseitigen Arbeiten
unterbrach er nicht. Er verschied den 29. Iuly 1565, ünd liegt in der
St. Peterskirche begraben/ wo ein marmorner Denkstein mit passender
lateinischer Inschrift seine Grabstätte anzeigt. Unter zahllosen andern
Denkmahlen danken wir ihm jenen unerschöpflichen Born der Reimchronik
Otto lar's v.Horn eck, eines Dienstmannen Otto's v. Liechten-
stein, jenes Landeshauptmanns der Steyermark, der den Reichen und
den Armen lieb war, und deßhalb diese hohe Stelle dem finstern und
ehrgeizigen Günstling Albrecht's I., dem Abte Heinrich von Ad-
mont überlassen mußte. — Er war der erste, dessen scharfem Blicke
das größte und originellste Heldengedicht, die Ilias des Nordens, das
Lied der Niebelungen, in seiner letztern Bearbeitung in Osterreich und
recht eigentlich für Osterreich gesungen, nicht entgehen konnte. Er war
Wien's erster Geschichtschreiber. — Seine 1546 zu Basel herausgege-
bene, 1614 durch den Rector der Bürgerschule bey St. Stephan,
Heinrich Ab er mann, ins Deutsche übersetzte Vienna Austriae,
Rerum Viennenzium Commentarii in 4 libr. distincti, ist bey
allen Zeichen der Zeit des damahligen Geschmackes, der Eile, und hie
und da auch der Befangenheit des Verfassers, ein verdienstreiches Werk.
L. gab noch heraus lReipublicaeRomanae inexterisprovinciis bello
constilutae Commentarii, Basel 1551. — Commentariorum in
(Genealog, austriacam libri I I . eb. 1564. — De gentium aliquot
lnigrationibus etc. eb. 1572. — Seine Opera nistorico-politica
erschienen gesammelt, 3 Bde. Antwerpen 1698. Der kaiserl. Bücher-
schatz hatte L. zum Vorsteher. Alles, was seine Büchersammlung Sel-
tenes und Vorzügliches enthielt, kam, ob durch Vermächtnis; oderKauf,
ist nicht zu erörtern, von seinen Erben nach seinem Tode in die Hof-
bibliothek. Gewiß ist, daß sich.,darunter viele der ältesten Codices befan-
den, die L. in den Klöstern Österreichs, Kärnthens, Steyermarks, in
Schwaben, in der Schweiz u. s. w. entdeckte, wo sie bis dahin, zum
großen Nachtheile der Literatur unter Staub und Motten vergraben
lagen. Seine hinterlassenen Handschriften waren größtentheils genea-
logischen Inhalts, — viele Fragmente seiner späterhin im Druck er-
schienenen Schriften, —öffentliche Reden bey feyerlichen Gelegenhei-
ten , einzelne historische und publicistische Abhandlungen, Osterreich,
Steyermark, Bayern, Ungarn und Siebenbürgen betreffend, die
Geschichte der Kriege Carl's V. wider den Schmalkaldischen Bund
und Ferdinand's I. um Ungarns heilige Krone. L. war ein über-
aus schneller und leichter Arbeiter. Seine Kenntnisse umfaßten die
meisten Zweige des menschlichen Wissens. Unverdrossen, unermüdbar
weihte er sich jedem Gegenstande, der ihn einmahl ergriffen. Das edle
Vergessen seiner selbst, Me.Uncigennützlgkeit, ein lebendiges,, schncll
aufloderndes Gefühl für t>M Ruhm und die Größe der Stadt und des
Staates, dem cr angehörte, machen ihn der höchsten Achtung und Liebe
werth. i ..
Lazanzky, die Grafen. Altes böhm. Geschlecht, in welchem das
Verdienst um Fürst und Vaterland von jeher als das edelste Familien-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe I-M, Volume 3
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe I-M
- Volume
- 3
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 768
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie