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676 Militärgränze. I I . Geographie und Statistik.
Schafzucht hat der Grcmzer bisher noch nichts gethan; er braucht den
Wollertrag für sich. selbst, wozu ihm auch grobe Wolle genügt. Die Bie-
nenzucht wird überall betrieben, Seidencultur nur in den wärmeren
Theilen der Warasdiner, Banal-, slavonischen und banatischen Gränze.
Wenigen Gewinn bringt im Ganzen dem Gränzer der Bergbau, dessen
Hauptgegenstand Eisen ist. — Das Gewerbswesen beschrankt sich nur
auf einzelne Handwerter in größern Ortschaften. Das weibliche Land-
volk ist vorzüglich geschickt in allen möglichen Arbeiten und Erzeugnissen,
was die meisten Gewerbe entbehrlich macht. Die Männer verfertigen
ebenfalls die mannigfaltigsten Gegenstande, selbst Tischlerwaaren, Kü-
chengeräthe, Seilerwaaren :c. In Metallarbeiten sind die Zigeuner
nicht unthätig und verfertigen aus altem Eisen Messer, Nagel:c. —
Der Handel mit eigenen Producten ist von geringem Belang; wichtiger
ist der Durchfuhrhandel. — Für den Volksunterricht ist durch Elementar-
schulen gesorgt, welche theils vom Staate unterhalten, theils von den
Gemeinden bestellt werden; aber ihre Zahl ist, zumahl in der croati-
schen Gränze, im Ganzen noch zu gering, als daß die ganze Anzahl
der schulfähigen Kinder am Unterrichte Theil nehmen könnte. Man zahlt
22 Ober- oder Haupt-, 15 Madchen-, 73 Trivial- und 205 Gemeinde-
fchulen, nebst 57 Winterschulen. Von höhern Lehranstalten befinden sich
in der Gränze 2 kathol. Gymnasien zu V in kov cz e und Csik-S o m-
lyo , ein reformirtes Gymnasium zu Kezdi-Vasärhely und ein
illyrisches Lyceum zu C a r l o w i t z ; außerdem liegen der Gränze
einige Lehranstalten der Provinzialtheile sehr nahe. Überdies; sind im
größten Theile der Gränze sogenannte mathematische Milttarschulen ein-
geführt und in der siebenbürgischen Gränze bestehen 2 militar. Knaben-
Erziehungshäuser zu Näszod und Kezdi - Vasarh e ly. — Der
größte Theil der Einwohner bekennt sich zur griechisch-nichtunirten Kirche,
vorzüglich in der banatischen, slavonischen und Carlstädter Gränze, mit
438 Pfarren. Das geistliche Oberhaupt dieser Kirche, nicht nur hier,
sondern in der ganzen Monarchie, ist der Erzbischof von Carlowitz.
Nach dieser hat die römisch-katholische Kirche die meisten Anhänger, mit
318 Pfarren und 2 Localcaplaneyen, welche theils zum Sprengel des
Bisthums Zengg und Modrussa, theils zu andern Bisthümern der
Provinzialtheile gehören. Viel weniger zahlreich sind die unirten Grie-
chen mit 149 Pfarren (wovon dle meisten in der siebenbürgischen Grän-
ze), die Reformirten mit 33, die Unitarier mit 10, die Evangelischen
mit 4 Pfarren. — Das ganze Gränzland hat nur militärische Behör-
den, deren Beamten Officiersrang und Titel fuhren, und ist in 18 Re-
gimentsbezirke eingetheilt. Jeder Regimentsbezirk von 40—60,000
Menschen besteht wieder aus mehreren Bataillons- und Compagniebezir-
ken. Die ganze Gränze hat daher 17 Infanterie-Regimenter und 1 Hu-
saren-Regiment nebst einem Csaikisten- (oder Matrosen-) Bataillon. Je-
des Regiment besteht (in Friedenszeiten) aus 2 Bataillons, hat seinen
eigenen Stab und wird von einem Obersten, welcher die Civil und Mi-
litarjurisdiction in sich vereinigt, commandirt. 2 Regimenter machen
eine Brigade. Die militärische Oberleitung ist unter 4 Generalcomman-
den vertheilt, die zu Agram für die croatische (Carlstädter, Banal-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe I-M, Volume 3
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe I-M
- Volume
- 3
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 768
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie