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Neumarkt . — Neumarkt l .
ausgebildet und gehoben. 1772 kam sie in ein Pensionsinstitut, wo sie
besonders im Briefstyl und im Zeichnen Fertigkeit erlangte. Nach 3 Jah-
ren kehrte sie in das väterliche Haus zurück, und blieb daselbst bis in ihr
15. Jahr unter der Aufsicht französ. Gouvernanten, die außer ihrer Mutter-
sprache wenig gründliche Kenntnisse besaßen, wodurch ihr Weiterschreiten
in intellectueller Bildung einigermaßen gehemmt wurde, um so mehr,
als ihre Mutter, durch Widerwärtigkeiten und zunehmende Kränklichkeit
menschenscheu, düster und mißtrauisch gemacht, sie zu einer Lebensweise
anhalten wollte, die mit dem offenen Sinn und der leidenschaftlichen Liebe
des Mädchens zu den schönen Wissenschaften im offenen Widersprüche stand.
Glücklicherweise erhielt ihr schönes Talent durch die Aufmunterung zweyer
Freundinnen, worunter Therese v. Ar tner , neue Anregung. 1785
vermählte sie sich mit Emerich v. Egrovary, einem Ungar, eben,
als ihre Mutter beschlossen hatte, sich mit ihr in die Stille eines Klosters
zurückzuziehen, und vielleicht eben um dieser Ursache willen. Sie folgte
ihrem Manne nach Ungarn auf ein kleines ziemlich abgelegenes Landgut,
.und verlebte daselbst 5 Jahre in ziemlich eintöniger Zurückgezogenheit.
Mittlerweile starb ihr Vater, sie nahm nun ihre Mutter zu sich, beyde
überzeugten sich jedoch bald, daßEgrovary, dessen Vermögensumstände
schon früher sehr zerrüttet waren, sich neuerdings in eine until.qbare Schul-
denlast verwickelt habe. Da keine Vermittlung möglich war, wählten
Mutter und Tochter Odenbürg zum Aufenthalte, wo Marianne
höchst zurückgezogen und eingeschränkt lebte. Zu jener Zeit schrieb sie auch
mehrere Gedichte, die vereint mit jenen von Th erese v. Ar tner im
Drucke erschienen. 1797 starb ihr Gatte, welchem 2 Jahre darauf auch
ihre Mutter folgte. 1300 vermählte sie sich neuerdings in Wien mit dem
damahligen t. k. Rittmeister Carl Neumann v. Meißenthal , und
wurde in einer sehr zufriedenen Ehe reichlich für das in der früheren erlitte-
ne Ungemach entschädigt. Außer obenerwähnten Gedichten, welche unrer
dem Titel erschienen: Feldblumen auf Ungarn's Fluren gesammelt, von
Nina und Theone, Jena 1300, lieferte sie noch schätzbare Beyträge
in die Taschenbücher Aglaja und Minerva, dann in G ero l d'sAbendunter-
baltungen (zum Besten derHausarmen in Wien 1316),und in der Wie-
ner Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode.
Neumarkt, tyrol. Marktflecken, am linken Ufer der Etsch, im Bo-
lzener Kreise mit 520 Einwohnern, einer Pfarre nebst einem Capuziner-
tloster und einem Postenwechsel. Der Ort ist gepflastert, und die Häuser
sind mit Laubengängen versehen. Die Gegend umher ist wegen der häufigen
Überschwemmungen der Etsch sehr sumpsig. Nahe bey demselben ist das
jetzt größtentheils verfallene Schloß Kaldi f .
Neumarkt l , bedeutender und bevölkerter illyr. Marktflecken im
Laibacher Kreise des Herzogthums Kram, am Fuße des Loibls, am Mo-
scheinzabache in einer Bergschlucht. Hier herrscht eine große Gewerbs- und
Handelsthätigkeit, wodurch der Kunstfleisi der Einwohner ersetzt, was der
Boden bey einer andern Richtung der Thätigkeit seiner Bewohner ver-
sagen würde. Im Orte wird vieles Kupfer- und Eisengeschirre aller Art
verfertigt, ferner ist hier eine Stahlfabrik, auch bereitet>man Corduan-
und anderes Leder, und verfertigt roßhaarene Pferdedecken, die vorzüg-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Volume 4
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe N-Sed
- Volume
- 4
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 660
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie