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Mathematik, für welche Wissenschaft er auch ein besonderes Talent ent,
wickelte. Aus diesem Grunde faßte er auch den Entschluß, sich dem Stu-
dium der Bergbautunde zu widmen. Allein gegen die Ausführung dieses
Vorhabens erhoben sich Hindernisse. Theils dem Wunsche seiner Ältern
nachgebend, theils weil er ganz irrige Ansichten von der Rechtswissen-
schaft hatte, die ihm als eine trockene, von jeder Anwendung der Phi-
losophie entfernt gehalrene Kenntniß positiver Anordnungen geschildert
wurde, wählte er, nach seinem Austritte aus dem philosophischen Lehr-
curse, den geistlichen Stand und lrat 1305 in das Benedictinerstift zu
Krems münster als Noviz ein. Unzufrieden mit seiner Lage, deren
Grund ihm damahls nicht deutlich war und den er der klösterlichen Dis-
ciplin zuschrieb, trat er vor Ausgang dieses Probejahres aus dem Stifte
und zu Anfang des Schuljahres 1806—7 in das bischöft. Seminar zu
Linz ein, welches damahls gerade durch den würdigen Bischof Ga l l
neu errichtet war. Als im 2. Jahrgang des theologischen Curses seine Mut-
ter starb (sein Vater war dieser kurze Zeit früher vorausgegangen), faßte
er den Entschluß, den geistlichen Stand zu verlassen und Medicin zu
studiren. Allein wegen Mangel an Geldkräften und jeder andern Art Un-
terstützung mußte er auch dieses Vorhaben aufgeben, und nur durch
Verhältnisse dazu genöthigt, beschloß er sich dem juridischen Studium
zu widmen und verfügte sich von Gmunden nach L inz, um die
damahls dortnoch gehaltenen juridischen Vorlesungen zu hören. Es gelang
ihn! bald als Erzieher in einem Privathause aufgenommen zü werden,
allein nicht lange genoß er diese Unterstützung, denn der feindliche Ein-
fall 1809 beraubte ihn derselben. Von Geldmitteln entblößt, war er
daher nothgedrungen, sich um einen Kanzleydienst auf dem Lande
umzusehen; er wurde von dem damahligen Verwalter der Herrschaft St .
Mar t i n im Innviertel als Privatschreiber und zugleich Lehrer dessen
älteren Sohnes aufgenommen. Hier fand er die freundlichste Behand-
lung, und seine düstere Lage fing an sich aufzuhellen. Dabey erwirkte
er die Bewilligung, seine juridischen Studien durch Privatfteiß fon-
setzen zu dürfen, gegen dem jedoch, daß er sich in jedem Semester den öf-
fentlichen Prüfungen unterwerfen mußte. Bey diesem Privatstudim«
war er ohne alle fremde Anleitung bloß auf sich selbst beschränkt und da
ihm gleich bey seinem Eintritle in die Kanzley zu St . M a r t i n , wo
sich unter dem Kanzleypersonale kein Individuum befand, das die juridi-
schen Studien zurückgelegt hatte, und selbst der Oberbeamce nur geringe
Kenntnisse im Iustizfache befaß, die Geschäfte der contentiosen Gerichts-
barkeit übertragen wurden, so war erschon im ersten Jahrgange seiner juri-
dischen Studien genöthigt, sich durch das Studium des rom. Rechtes (frey-
lich nicht aus Quellen, sondern Compendien), dann der Gerichtsordnung, die
zur Ausübung dieser Gerichtsbarkeit nöthigen Kenntnisse zu verschaffen.
Obschon er damahls für seine Zukunft keine andere Aussicht hatte, als
einstens bey irgend einer Privatherrschaft auf dem Lande als Verwalter an-
gestellt zu werden; obschon er sich mit Grund Hoffnung machen konnte,
den damahls sehr gut dotirten Oberbeamtendienst in S t. M a r ti n seiner
Zeit zu erhalten, und er selbst mit seiner damahligen Lage alle Ursache
hatte zufrieden zu seyn, er auch in Osterreich keine Ältern, keine Ge-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Volume 4
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe N-Sed
- Volume
- 4
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 660
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie