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88 Oesterreich, Erzherzogthum, Geschichte.
die Grafen, und noch mehr die Markgrafen, eine Gewalt erlangt, die der
schwankenden Macht deutscher Könige begegnen konnte. Das Land unter
der Enns war bald nach Carl für lange Zeit eine Beute der Ungarn ge.
worden, gegen welche sich die fränkischen Gränzgrafen nicht zu vertheidigen
vermochten. Aber nach der Vernichtung des ungar. Heeres am Lechfelde
(10. Aug. 955) kam der österr. Landstrich wieder unter die Gewalt deut.
scher Kaiser, und 973 erscheint schon Graf Burchhardt als Markgraf
in dieser Gegend. — Neben diesen österr. Herren, die ihren Sitz in der
gegen die Ungarn wohlbefestigten Ennsburg hatten, waren zu Styre
(Steyer) wieder eigene Markgrafen, unter welchen die Geschichte Ot-
tokar I. vor 99l , als den Stammvater dieses Geschlechtes angibt, das
sehr weitlausige Besitzungen in Oberösterreich und Steyermark inne
hatte, und endlich selbst zur herzogl. Würde gelangte. Auch die Grafen
v. Lambach und die v. Machhelm, die auf der Burg Welas ihren
Sitz hatten, waren langst Herren ansehnlicher Güter, aber zu Ta ssilo's
Zeiten Bayerns Vasallen. Doch hatten auch die bayer. Herzoge selbst ein
eigenes Gebieth in Österreich. Am linken Ufer der Donau breitete sich
das Machland als eine Besitzung der Grafen C lam, aber noch viel wei»
ter das Erbe der Grafen v. Bogen aus, deren Güter sich, zum Theile
als Bambergische Lehen, weit in Bayern erstreckten, und ein kleinerer
Theil des heutigen Mühlvievtels war zum Ostlande gehörig, dessen gegen-
wärtigen Nahmen eine Urkunde Otto's I I I . vom Jahre 996 zum ersten
Mahle aufspricht.' Zu dieser Zeit stand schon Leopold vom erlauchten
Stamme der Babenbrrger dem Lande als Markgraf vor, nachdem er
zwischen den Jahren 933—84 aus dem Tonagau bey Regens bürg
von dem Kaiser hierher versetzt worden war. Es war das Geschlecht der
alten Sorabischen Markgrafen, das schon unter den Carolingern hohe
Würden im Franken-Reiche bekleidet hatte, und also keine Vermehrung
derselben, sondern nur einen neuen Stammsitz erhielt. Leopold war ein
streitbarer Fürst, der die neuern Hunnen (Magyaren) in mehreren Gefech-
ten überwand, sie weit über den Kahlenberg zurücktrieb, ihre hohe Veste,
die Eisenburg, eroberte, und sich aus deren Trümmern eine Residenz
(Medel iche, Me lk genannt) erbaute. Unter Albrecht ! , aus die-
sem Hause (1028) wurden die Gränzen Österreichs gegen Ungarn bis an
die Leitha vorgerückt, in deren Nähe sich die reichen Grafen v. Put t in
Besitzungen verschafften, die sich weit in Steyermark ausdehnten, wohin
die Umgebung von P i t t en selbst noch viel spater gerechnet wurde. Durch
jene östliche Erweiterung der Markgrafschaft wurde Leopold IV. der
Hei l ige bewogen, seine Residenz auf den Kahlenberg zu verlegen, an
dessen Fuß er das Stift K l o s t e r n e u b u r g erbaute. Sein
Sohn, Leopold V., erhielt nach dem Sturze des Welsischen Hauses
den zweifelhaften Besitz von Bayern, den aber schon wieder sein Sohn,
Heinrich I I . Iaso m i rgor t , 1156 an Heinrich den Löwen abge-
treten hatte, der, auf Bayerns Besitzrechte im Lande ob der Enns Ver-
zicht that, und Osterreich, „der Schild und das Herz des röm. Reichs"
wurde zu einem Herzogthume erhoben, diesem wichtige Vorrechte von
dem Kaiser ertheilt, und solches von allen Diensten und Leistungen gegen
das Reich, anders als aus freyem Willen frey gesprochen, bloß gegen
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Volume 4
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe N-Sed
- Volume
- 4
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 660
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie