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O ss 0 l i n s k i.
Seine rege warme Thätigkeit für die Angelegenheiten des LandeS,zbec
sonders für die Erziehung adeliger galizischer Jünglinge in den österr.
Instituten jeder Art, ward mit Erfolg gekrönt. Nach dieser Sendung
und seit 1793 hatte er Wien zu seinem bleibenden Aufenthalte bis an
seinen Tod gewählt. Sein Haus stand allen gebildeten Männern, ein«
heimischen und fremden Gelehrten, gastfreundlich offen. Schon 1794
nahm O., nachdem er eine Büchersammlung, besonders für slavische Li,
teratur, anzulegen begonnen hatte, den gelehrten Samue l Gott l ieb
Linde aus T h o r n , als Bibliothekar zu sich, der mit staunenswür,
digem Fleiße und mit Benützung von mehr als 100 polnischen Schrift«
stellern das,berühmte vergleichende Wörterbuch der polnisch-slavischen
Mundart, gleich dem englischen I o h n f o n und dem deutschen Ade«
lung , verfaßte, allein eine Arbeit, die einer ganzen Akademie würdig
wäre. Linde widmete dieses.Werk O., und seinem zweyten Macen-,
dem verstorbenen k. K Feldmarschall Adam Fürsten Czartor isk i .
Dankbar erkannte er die gryße Unterstützung O.'s bey diesem Unterneh«
men, theils durch eigene literarische Mitwirkung, theils durch großmü-
thige Aufopferung. Andere hoffnungsvolle Männer, Ios. Sie»
ger t und Dr. Car l Ios. v. H ü t t n e r fanden nach Linde eine
Stelle itt der Osso l ins ki'schen Bibliothek. Die Gelehrsamkeit! und
Verdienste O.'s blieben nicht unbeachtet. KaiserFranz belohnte ihn mit
der Würde eines geheimen Rathes 1308, und ernannte ihn 1309 zum
Präfecren der k. k. Hofbibliothek, eine ebenso ehrenvolle als den Nei-
gungen O.'s höchst willkommene Bestimmung. Indem O. die reichen
Quellen zu seinen Studien eifrig benutzte, trachtete er zugleich aufalle
Weise dem Institut nütztich zu werden. 1817 erhielt er das Comman«
deurkreuz des St. Stephan-Ordensund dieMndische Würde einesHberst«
landmarschalls, so wie 1325 jene eines Oberstlandhofmeisters in dem
Königreiche Galizien und Lodomerien; ihm war auch die Euradel des
galizischenLandwirthschafts-Institutsin Wien von 1803 bis 1823 über-
tragen.—^ Die verschiedenen wissenschaftlichen Vereine des I n - und
Auslandes bezeigten nicht miyder O. ihre Achtung. Die LembergerUni-
versität ertheilte ihm das Doctorat der Philosophie; die Landwirth«
schafts - Gesellschaft in Wien nahm ihn 1318, die mährisch-schlesische
Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landes-
kunde 1324,die Gesellschaft der Wissenschaften inPrag unddasvaterlän<
bische Museum in Böhmen 1825, die Akademie der bildenden Künste
in W i e n , dann die auswärtige gelehrte Gesellschaft in Göt t ingen
1303, in Warscha u1311, inK ra kau, W i ln a, und die Gesellschaft
für ältere deutsche Geschichtskunde 1320 als Mttqlied auf. — O. hatte
die Wahrheit erkannt, und oft eindringend ausgesprochen, daß man die
Wohlfahrt der Menschen nur auf dem Wege der Civilisation wirklich
befördern könne, und daß alle Anstalten und Versuche, sollen sie nicht
mir Verderben und Elend enden, auf diese große Grundidee zurückge-
führt werden müssen. Er wollte daher, von diesem Gedanken ledhaft
ergriffen, seinen slavischen Mitbürgern ein dauerndes Vorbild und zll-
gleich ein mächtiges Hülfsmittel zurücklassen. Schon 1804 faßte er den
Entschluß, in Verbindung mit dem Grafen S tan is laus Zamoyski,
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Volume 4
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe N-Sed
- Volume
- 4
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 660
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie