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Ottokar I . , Markgras von Stcycrmark.
Neue die deutsche Krone angebothen, da er jedoch im stolzen Muthe mit
der Annahme zogerre, so wählte die Mehrzahl der Churfürsten mit Über-
gehung seiner Churstimme Rud oloh von Habsburg zum Reichsober-
haupte. Dadurch auf das äußerste gereizt, und im Gefühle seiner Macht
verweigerte es O., Rudolph als König anzuerkennen, der hingegen
verlangte, O. solle die Lehenserneuerung über Böhmen und Mahren
nachsuchen, die'übrigen Lander aber als erledigte Reichslehen herausge-
ben. Zweymahl vergeblich auf deutsche Reichstage vorgeladen, sprach
Rudolph 1275 die Acht über ihn aus, eröffnete selbst 1276 den
Neichsklieg, und eroberte die österreichischen Lander bis an die Donau;
da erboth sich O. zum Vergleiche, de.r durch ein Fürstengericht dahin ent-
schieden wurde, daß O. auf Österreich, Steyermark, Karnthen und
Krain verzichten, dagegen aber mit Böhmen und Mahren belehnt wer-
den sollte, welche Belehnung den 25. Nov. 1276 in Rudolph's Feld-
lager bey Wien Statt fand. Dasi, als O. zu diesem Zwecke vor dem
Kaiser kniete, die Vorhänge des Zeltes niedergefallen seyen, ist eine
unerwiesene Sage. Dieses Friedens wegen ward O. von seiner zweyten
Gemahlinn Kun igunoe, einer Verwandten des Königs Bela von
Ungarn verspottet, und so lange gereizt, bis er 1277 denKrieg erneuerte.
1273 den 26. August kam es am Marchfelde zur Schlacht, in welcher
beyde Theile mit großer Erbitterung fochten, doch mitten in der Schlacht
verließ O. durch Verrath seiner mißvergnügten Großen ein böhmischer
Heerhaufen, er war zu fliehen gezwungen, und fiel auf der Flucht
von der Hand eines steyermärkischen Edlen. Sein Sohn Wenzel schloß
mit Rudolph Frieden, und vermählte sich in der Folge mit dessen Toch-
ter I u tha .
Vttokar I . , Markgraf von Steyermark, Sohn Leopold's I . ,
geboren 1124, folgte seinem Vater 1129, da er noch ein Kind von 5
Jahren war. In der kleinen, im dermahligen Osterreich gelegenen Mark-
grafschaft Styr war er der 5. Markgraf dieses Nahmens. Seine Mut-
ter, Soph ie , stand den Regierungs- und Vormundschaftsgeschäften
mit männlicher Einsicht vor, starb abernoch, bevor ihr Sohn seine Voll-
jährigkeit erreicht hatte. 1145 vermahlte sich O. mit Kun igunde,
Tochter eines Markgrafen von Vohpurch, und befehdete nachher eine
Zeit lang den osterr. Herzog Heinrich I I . Iasomi rgo t t . O.
rüstete sich auch zu dem damahls unternommenen Kreuzznge und zog
1l4? gegen Palästina. Nach seiner Zurückkunft 115! stiftete er die
Carthause zu S iz (Seiz) . Zu' eben derselben Zeit erbaute er anch
im Zerrewalde am Berge Semering ein Spital für die nach Palästina
Reisenden. — Nach dem Tode des letzten Grafen von.,Pütten, Eg-
bert, ward Steyermark mit der beträchtlichen, in Osterreich gelege-
nen Grafschaft Pu t ten und den darin befindlichen Ortschaften Pu t -
ten perch, S t a i n f e l d und Ny statt (jetzt Wiener - N e u-
stadt) vermehrt. 1163 stiftete O. auf seinem Landgute Voraw(Vor -
au) ein Kloster fur sogenannte Chorpriester oder Regler, wie sie da-
mahl5 hießen, und errichtete dabey ein Nonnenlloster. 1l64 wollte er
noch einmahl den Zug nach Palästina mitmachen, starb aber n ch im
nähmlichen Jahre, als er seine Reise kaum angetreten hatte, zu Fünf-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Volume 4
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe N-Sed
- Volume
- 4
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 660
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie