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ihrer gegenwärtigen Große gewann. Die Richtung, welche diese Ver-
größerung landeinwärts in Form zweyer Flügel, einen nördlichen und
einen östlichen, genommen, ließ noch zu beyden Seiten der Stadt einen
unbebauten Naum, dessen vortheilhafte Lage am Donauufer die immer
steigende Industrie der letzten Decennien unmöglich übersehen konnte,
und auch wirtlich zur Anlegung zweyer ganz neuen Vorstädte zu be-
nutzen wußte. In dieser Ausdehnung breitet sich die Stadt P, jetzt
in ungeregelter Form, auf einer weiten Sandflache aus , die ihr
Raum genug zur ferneren Vergrößerung biethet. — Topographie:
P. liegt am linken Ufer der Donau, Ofen gegenüber. Der Umfang
der Sradt und der von 5 Barrieren eingeschlossenen 4 Vorstädte, be-
trägt I2 deutsche Meilen. Die Zahl der Gassen belauft sich im Ganzen
auf 200, die Zahl der Häuser auf 4,510 mit Inbegriff von 13 Kirchen,
und die der Einwohner ohne Garnison übersteigt 60,000. Unter den
Kirchen ragt die Universitä'tskirche durch ihre prächtigen Thürme und
meisterhaften Frescomalereyen hervor. Demnächst ist die gothische Pfarr-
kirche der innern Sradt mit dem Grabmahle des Feldzeugmeisters Kray
sehenswerth. Die übrigen katholischen Kirchen sind von keiner architek-
tonischen Bedeutenheit, wogegen die griechische Kirche an der Donau in.
jeder Hinsicht unter die vorzüglichsten Gebäude gehört. Die beydenKir-
chm der Protestanten und Reformirten sind von einfacher Bauart. —
Unter den öffentlichen Gebäuden zeichnet sich das Invalidcnhaus
mit 4 Stockwerken und einem Umfang von 370 Kl. aus. Die übrigen
sshenswürdigen Gebäude sind: Die Universität, das große Lagerspital,
das Museum, das Piaristen-Co, llegium, die Curia und das Comitathaus,
das prächtige Theater, über3000Menschen fassend, das Bürgerhospital:c.,
dann die Privatpaläste der Grafen Ka ro l y i , Sändor und Almasy,
der Freyherrn Orczy und Brüdern u. m. a. In der Verzierung der
Waarenauslagen ahmt P. die gefälligen Ausstattungen Wien's nach.
P. ist der Sitz der Septemviral- und königl. Tafel uud anderer Stel-
len. Außer der Universität als Anstalt, welche aus 49 Professoren be-
steht und gewöhnlich gegen 1000 Studenten zählt, befinden sich noch
mehrere wichtige literarische Institute in P. Obenan steht die ungar.
gelehrte Gesellschaft und das National-Museum mit dem Münz- und Anti-
ken-, und dem Naturalien-Cabinet, dem technischen MuseuP und einer
Bibliothek von 12,000 Bänden. Die Umversitäts-Bibliothek enthält
60,000 Bände. Ferner gehören zur Universität das physikalische, das
anaromisch-pathologische und das Naturalien-Cabinet, der große botani-
sche Garten und die Sternwarte in Ofen. Sonstige öffentliche Anstal-
ten sind: Die Thierarzneyschule, das Gymnasium, ein englisches Fräu-
leinstift, die Normal-Hauptschule und 6Trivialschulen, dann die Schulen der
Griechen, Protestanten, Neformirten und Juden. — Zu den Wohl-
thätiqkeits-Anstalten sind zuzählen: Der wohlthätige Frauenverein, das
städtische Beamten-Pensions.'Institut, das Bürger-, das Universitäts-,
das Militär-und Armen-Spital) die Spitäler der nichtunirten Griechen
und der Juden, das Armeninstitut :c. — P. hat 26 Kaffehhäuser. Ei-
nige Ähnlichkeit mit dem Prater in Wien hat das Stadtwaldchen oder
der neue Volksgarten außer der Theresienvorstadr. Auf der Margare-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Volume 4
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe N-Sed
- Volume
- 4
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 660
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie