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214' p iar is tcn. — piavc.
Piaristen. Dieser geistliche Orden, 1605 von Joseph Ca-
l a^sanz, einem spanischen Edelmann, zuRo m gestiftet, und urftrünglich
Orden der regulirten Cleriker zu den frommen Schulen (8clloiIrum
niarum) genannt, wurde zur Vollendung der Gegenreformation in
den osterr. Erblandern, für den Unterricht des Volkes und der gänzlich
verwahrlosten Jugend von Cardinal Franz Fürsten v. Dietrich st ein
um 1625 zuerst in das beruhigte Mahren, dann auch in Böhmen einge-
führt, wo sie sich durch Elfer und Mäßigung, im Volksunrerrichte be-
sonders auszeichneten. Ihr erstes Kloster in Osterreich unter der Enns
gründete 1652 der Vicekanzler Graf K u rz zu Horn. Zu ihrem ersten,
noch bestehenden, Collegimn bey Ma r i a Treu in der Iosephstadt zu
Wien legten 1698 Kaiser Leopold I. und der römische König Io,
seph den Grundstein, 1716 ward die Kirche daselbst eingeweiht, und
1719 erhielt sie die Rechte einer Pfarrkirche, die ihren Sprengel über
die ganze^osephstadt, das sogenannte rothe Haus in der Alservorstadt
und den Strozzi.schen Grund ausdehnt. Das vom. Grafen Löwen«
bürg 1745 zur Erziehung adeliger Jünglinge gestiftete Convict bildet
den einen, wie das Collegium den andern Flügel an der Kirche zu einem
geräumigen Platze. Die Kaiserinn M a r i a Theresia, eifrig bedacht,
die Mittel des öffentlichen Unterrichtes auf zweckmäßige Weise zu vervies-
fältigen , vergönnte den P. mehrere Sitze in Wien und andern Orten
des Kaiserthums. 1754 erbauten sie sich auf der Wieden, nahe bey
Matzleinsdorf, ein Collegium und die Kirche zu S t . Thekla; 1757
räumte ihnen die Kaiseüinn eine Residenz auf der Landstraße in der Nngar-
gasse mit einer Kirche zu Ehren ihres Ordensstifters ein. An beyden Orten
errichteten sie niedere Schulen. 1765 erkauften sie die sogenannte Juristen-
schule in der großen Schulenstrafie, erweiterten sie, und lehrten daselbst
auch Geometrie, Kalligraphie, Rechnenkunde, Wechselrecht, Camer.il-
und doppelte Buchhaltung. In den Iosephinischen Reformen wurde 1788
beschlossen, zu besserer Dotirung des Collegiums in der Iosephstadt,
jenes in der Iilristenschule aufzuheben und die dortigen P. an das Löwen«
bu rg'sche Convict zu übersetzen; die P.-Residenz in der Ungargasse
wurde 1739 an das Kranken - Institut der Weltpriester verkauft. Ge-
genwärtig haben dic regulirten Priester der frommen Schulen in Wien
lenes älteste Collegium in der Iosephstadt mit dem L ö w en b u rg'schen
C«.nvl'cte; das 1802 gegründete Convict in der Stadt am Universi-
tätsplatze, in dem einstigen Archigymnasium der Universität; endlich
wurde 1802 die Theresianische Ritterakademie in der Favoritenstraße auf
der Wieden der Obsorge der P. der böhmisch-mährischen Provinz an-
vertraut, so wie sich auch mehrere P.-Residenzen und Collegien in an-
dern Provinzen des osterr. Kaiserthums, besonders aber in Böhmen
und Mähren befinden, wie auch in Ungarn (das älteste Collegium be-
steht seit 1666 zu P r i w i t z ) . Um den zweckmäßigen Schulunter-
richt überhaupt haben sich die P. allenthalben die größten Verdiensie
erworben.
p iave, Fluß im Venetianischen, welcher in der''Provinz Bel-
luno im Thale Tisdende am Berge Poralba, 3,978 Par» Nuß über
dem Meere entspringt, sehr schnell durch tiefe und rauhe Thäler s.ießt,
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Volume 4
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe N-Sed
- Volume
- 4
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 660
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie