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218 p i ch l e r A n t.
churfürsillche Collegium verwendete sich (l654) um seine Ein-
führung auf dem Reichstag. Vom Könige von Spanien war er in den
unter seinen Vorfahren Verlornen Besitz des Herzogthums Am a l fi wieder
eingesetzt worden. Er starb zuWien 1655.
pichler. Ant . , berühmter Steinschneider und Wiederherstellet
der Steinschneidekunst, war 1637 zu Br ixen geboren, Sohn eines
Arztes. Nach dem Willen seines Vaters sollte P. bey einem Oheim in
Nizza sich der Kaufmannschaft widmen, er zeigte jedoch durchaus keine
Lust zu diesem Berufe und begab sich nach kurzer Zeit nach Neapel zu
einem Freunde, der sich nicht lange dort ansasiig gemacht hatte und sich
mit Steinschneiden beschäftigte. Durch denselben unterwiesen', gewann
P. anfangs seinen Unterhalt dadurch, daß er für Goldschmiede Verzie,
rungen und Nahmen auf goldene und silberne Gefaßestach, bald aber
wendete er seine Kunst, durch einen kenntnißreichen Officier angeregt,
auf edle Steine an, und machte darin in kurzer Zeit solche Fortschritte,
daß seine Arbeiten bald allgemeine Bewunderung ernteten. Um 1750
ließ sich P. in No m nieder (wo er fortan, nach italienischer Sitte, die
Nahmen mundgerecht zu machen. Pikler hieß), erwarb sich bald durch
seine ausgezeichnete Kunstfertigkeit bedeutenden Ruf und zahlreiche Be-
stellungen. Ohne Zweifel war auch P. der Erste, welcher die, seit den
Tagen des Alterthums ganz gesunkene Steinschneidekunst wieder zu einer
unglaublichen Höhe und zu großem Ansehen brachte, und mehrere seiner
Werke schließen sich auch an die ausgezeichnetsten Antiken würdig an. P.
starb zu Rom den 14. Sept. 1779. Seine besten Arbeiten belaufen sich
auf mehr als 40 Stücke, worunter die Vorzüglichsten sind: An tigonus
undIsmene vor dem Tempel der Furien, ihrem Vater rathend, nach
Theben zurückzukehren; ein großes Stück in Onyx von seiner eigenen
Erfindung. — Pr iamus zu Achilles Füßen; ebenfalls eigene Er-
findun g. — Einegwße Büste Home r's on lace. — Ein Steinring mit
einem Centaur, welchen Metastasio besaß. — Eine geschnittene Ca-
mee mit dem KopfeH o m er's. — J u l i u s Ca sa r's Kopf. — Melea-
ger, vom vatikanischen Museum. —Das Bacchanal nach Mich. An-
gel o, in Rillggröße nach dem Originale so getreu copirr, daß es kaum
davon zu unterscheiden ist. <—P.'salterer Sohn starb, als Baumeister,
schon im 20. Jahre zu Rom. Der zweyte, I o h. P., geb. zuNeapel
1734, folgte den Fußstapfen seines Vaters, verlegte sich auf die Stein-
schneidekunst und brachte es darin, seinen Vater noch we.it übertreffend,
zu solcher Vollkommenheit, daß ihn die Italiener it celedi-« (Giovanni
lllilsl- cli 86lNj)i-6 Aloi-iosa mam0l-ia nennen» Er leistete auch in der
Pastellmalerey Vorzügliches. Seine vortreffliche Auswahl von Abdrücken
geschnittener Steine und Cameen (die berühmte Pichl er'sche Dactylio-
thel) erwarben ihm den allgemeinen Beyfall aller Kenner. Er starb in
Rom, welche Stadt er seit seiner frühesten Jugend zum Aufenthalt ge-
wählt hatte, 1791, nachdem er schon 1768 von Kaiser Joseph H. in
Anerkennung seiner großen Kenntnisse in den Adelstand erhoben worden
war. Im römischen Pantheon wurde diesem großen Künstler ein Denk-
stein mit einer passenden Inschrift geweiht, welche jedoch irrig
T r i e n t als seine Vaterstadt nennt. Seine Schwester vermahlte
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Volume 4
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe N-Sed
- Volume
- 4
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 660
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie