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Die Hussiten-Unruhen (von 1420 an) trugen vieles bey, die Stadt be-
deutend, obschon zu ihrem bedauernswerthen Nachtheile, umzugestal-
ten. Nicht nur wurde sie durch die Zerstörung der meisten Klöster und
Kirchen ihrer vorzüglichstenZierde beraubt, sondern auch ein großer Theil
der Kleinseite, durch ein angelegtes Feuer in dem noch bestehenden Sach-
jenhause, den Flammen geopfert. Schon 1501, 1504 und I50l) wurde
abermahls ein großer Theil der Kleinseite, die Plattnergasse in der Alt«
stadt und der Porschitz auf der Neustadr in Asche gelegt. Noch furcht-
barer wüthete 1541 eine Feuersbrunst, welche die halbe Kleinseite,
den Hradschin, das königl. Schloß und die Domkirche zu S t . V e i t
zerstörte. In diesem Brande ging auch die königl. Landtasel mit aNen
Urkunden unter. 1653, als eben der gvößteTheildes Volkes den feyerlichen
kirchlichen Umgangen beywohnte, brach in der noch jetzt davon benann-
ten Brenntergasse ein Feuer aus, welches 143 Hauser vernichtete. Der
unglücklichste Zeitpunct in dieser Hinsicht war für die Altstadt das Jahr
1689, in welchem eine fürchterliche Feuersbrunst in der Iudenstadt aus-
brach, wodurch nicht bloß diese, sondern auch 700 Hauser und mehrere
Kirchen auf der Altstadt, ja selbst mehrere Gebäude der Neustadt nebst
dem Kapuzinerkloster verzehrt wurden. Schon 1707 brannte abermahls
die lange Gaffe in der Altstadt und der daran gränzende Theil der Neu-
stadt bis'zum Neuthore ab. 1753 ging die ganze Iudenstadt, nebst
einem Theile der langen Gasse, der Karpfen- und die Plattnergasse zU
Grunde. Ein gleich trauriges Schicksal erlebte P. in der preußischen
Belagerung 1757, wo der größte Theil der Altstadt, so weit die feind-
lichen Feuerkugeln reichen konnten, in Flammen aufgingen. Die letzte
bedeutende Feuersbrunst erlitt P. 1773 in der Iudenstadt, wobey 20
Gebäude zu Grunde gingen. Daß diese Verheerungen meistens Verbes-
serungen der Gebäude, geradere Straßen herbeyführten, und dadurch
zur Verschönerung und größeren Feuersicherheit beytrugen, ist vorzüg-
lich sichtbar, wenn man jene Theile der Neustadt und der Kleinseite,
die ein Opfer jener fürchterlichen Feuersbrünste wurden, mit den älteren
vergleicht, die davon verschont blieben. Die erste kurze Belagerung und
Eroberung der Stadt geschah durch Kaiser Heinr ich l . 929, wo er
die>em Christenthums feindselige Fürstinn Drahomi ra der Regent-
schaft entsetzte. Unter B o l e s l a w I. unternahm Kaiser O t t o die
zweyte Belagerung 950. Der Umstand, daß die Böhmen den früher
bedungenen Tribut nicht mehr erlegen wollten, hatte diesen Krieg her-
beygeführt. P. wurde jedoch nicht ecobert, da sich Boles law zur Lei-
stung der früher übernommenen Verbindlichkeiten verstattd. Binnen 5
Jahren wurde sie ohne vorhergehende Belagerungen 3 Mahl eingenom-
men: 1001 von dem früher vertriebenen Herzog Bo les law I I I . ,
1W3 von dessen Gegner und Kronwerber Poles law dem Polen und
1005 von I a r o m i r , mit Beyhülfe Kaiser Heinrlch's I I . Auch
Heinrich I I I . erschien nach mehrjährigem tapferen Widerstände der
Böhmen unter Herzog Brz et is law 1.1041, als Feind vor den Mauern
P.'s. Ein friedlicher Vergleich kam jedoch einer gewaltsamen blutigen
Eroberung zuvor. Als sich 1141 das ganze herzoglicheHaus gegen W l a-
dislaw l l . verschworen und dem Herzog Conrad von Mahren die
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Volume 4
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe N-Sed
- Volume
- 4
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 660
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie