Page - 279 - in Österreichische National-Enzyklopädie - Buchstabe N-Sed, Volume 4

pragmatische Sanction. 279 Oewerbsproducte ausgestellt. Die neue Pilsener Eisenbahn, der große seit 1U27 bestehende Wollmarkt vom 19.—26. Iuny und die Jahr- märkte zu St. Wenceslaus, Maria Lichtmeß, St. Veit u. s. w. tra- gen viel zur größeren Wohlhabenheit der Prager Bürger bey. — Der k. k. Schlosigarten, im französischen Geschmacke angelegt, der Garten des Grafen Waldstein-Wartenberg auf der Kleinseite, die Allee zwischen der Alt- und Neustadt, der vielbesuchte schone Baumgarten, die Kaisermühle, der Sternwald, die Anlagen des Fürsten K ins ty und des Freyh. v. Wimmer, der Stern (worin das Denkmal des Erz- herzogs Car l ) , der grafl. Canal'sche Garten vordem Roßthore, die Schützeninsel oder Klein-Venedig, ein Eigenthum der Prager Schü- bengilde; Groß-Venedig oder die Hetzinsel, die Färberinsel, die K ö p- p e l'sche Insel, der Ziskaberg, der eine prachtige Aussicht darbiethet, der weiße Berg, mit einer Wallfahrtskirche zum Andenken der Schlachr von 1620 geziert, das Benedicrinerstift B r z e w n o w , die schöne Parkanlage C ib u l k a , das malerische Scharkathal bey Degwik und das freundliche Bubenetsch sind die vorzüglichsten Spaziergänge in P.'s reizender Umgebung. Zu den sonstigen Vergnügungen der Prager gehören die beyden Theater, ein Concertsaal, Nedouten und Balle. Höchst merkwürdig sind auch die religiösen Volksfeste, welche am 15. und 16. May zu Ehren des böhm. LandespatronS Johann von Nepomuk und am 23. Sept. zu Ehren des heil. Wenze l , Herzogs von Böhmen, alljährlich abgehalten werden. pragmatische Sanct ion Kaiser Carl's V I . vom 19. April 1713. Kraft dieser weltberühmten Urkunde ward nicht nur die durch ältere Grundgesetze eingeführte Untheilbarkeir der österr. Erbstaaten bestä- tigt, sondern auch die Erbfolge der regierenden Dynastie nach den in jeder Linie derselben damahls vorhandenen Personen bestimmt. Es ward nähmlich festgesetzt, daß, in Ermanglung wännlicher Descendenten, die Succession fallen solle: 1) Auf die Erzherzoginnen, Kaiser Carl's Töchter; 2) auf die Erzherzoginnen, Kaiser Jose pH's Töchter, Kaiser Carl's Nichten; 3) auf die Erzherzoginnen Kaiser Leopold's Töch- ter, Kaiser Carl's Schwestern, und endlich 4) auf alle abstammenden Erben beyderley Geschlechtes, durchaus nach den Grundsätzen der Pri- niogenitur und Lineal-Succession. — Durch die merkwürdige P. S. ward eigentlich nichts Neues eingeführt. Was den Punct der Untrenn- barkeit der Erbstaaten betrifft, so war dieselbe in Osterreich seit dem Pri- vilegium Friedrich's I., in Ungarn und Böhmen aber durch uralte, ununterbrochene Gewohnheit hergebracht und durch Ferdinand's I I . Testamenr bestätigt, welche Bestätigung in derP.S. eigentlich nurwie- derholt wird. Die von Car l V I . erklärte Erbsolgeordnung war eben- falls, den ohnebin bestehenden Grundsätzen gemäß; d<-nn selbst in Ungarn war das unter'L eopold's I. Negierung 1637 anerkannte Erstgeburts- recht der Erzherzoge von Osterreich auf die Krone Ungarns ein ursprüng- liches Recht des regierenden Stammes und die von Carl V I . festge- setzte Erbfolgeordnung mit der in den ersten Jahrhunderten des ungar. Reiches gewöhnlichen durchaus gleich. Bey Einführung der Königs- würde ward daran nichts geändert; nur statt der bis dahin gebräuchlichen