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prater in tvien.
nach verschiedenen Richtungen durchschnitten, deren eine, die Hauptallee,
2,50l>Kl. lang, bis an das jenseitige Ende an der Donau zudem
zierlichen Jagdhause, das Lusthaus genannt, führt. Auch von diesem
sind noch 5 Durchschläge durch den Wald geführt, welche reizende Fern«
sichten gewahren. Ein seichter Arm des Stromes zieht sich durch den.
P. und schneidet die Hauptallee in gerader Richtung vom Lusthause ab,
wo auch die Bäume in einen großen Kreis gesetzt, einen Abschnitt bil-
den, das Rondeau, auch die Umkehr genannt, weil die eigentliche
elegantePraterfahrt sich nur bis dorthin erstreckt und dann wieder zurück<
geht. Überhaupt wivd der P. im Allgemeinen in 3 Abtheilungen ge-
theilt, in den eleganten P., den in der Volkssvrache sogenannten
Wurstel- und den wilden P. — Im ersteren ist die Hauptallee mit
den 3 im Sommer sehr besuchten Kaffehhäusern. Die Allee rechts ist für
Reitende, jene links für Fußgeher bestimmt; die breite Bahn zwischen
beyden nehmen die Wagen ein. Außerhalb der Allee rechts läuft eine schöne,
mit einzelnen Baumgruppen besetzte Wiese hin, auf welcher sich, besonders
im Frühlinge und Herbst zahlreiche Hirsche aufhalten, die sich durch das
nahe Treiben nicht im Mindesten stören lassen, ja sich nicht selten auch
unter die Fußgänger mischen. Obschon die Promenaden jeden Sonntag im
Frühling sehr zahlreich besucht sind, so ist doch jene am Ostermontag,
nach hergebrachter Sitte, die besuchteste und glänzendste. Gewöhnlich
bilden tkl die Equipagen von dem rothen Thurme in der Stadt bis zum
Rondeau eine ununterbrochene, langsam sich bewegende Reihe von
beynahe 2 Stunden Länge. Niemanden ist gestattet, aus derselben
herauszufahren; selbst der Hof fügt sich dieser, für Erhaltung der
Ordnung sehr zweckmäßigen Vorschrift. Fußgeher sind nicht selten an
8,000 beysammen, und rechnet man noch die Menge in andern Theilen
des P., so mögen an diesen Tagen wohl bey 20,000 Menschen im
P. versammelt seyn. In diesem Theile befindet sich auch der Circus Gymna-
sticus, eine sehr zierliche Arena mit Logen und Gallerten zurProduction
für Kunstreiter bestimmt; ein Panorama und andere dem Vergnügen
gewidmete Gebäude. Der sogenannte Wurstel-P. , von den hier ihr
Wesen treibenden Puppenspielen (in Wien Wurstelspiele genannt), er«
streckt sich links von der eleganten Seite in einer bedeutenden von Bäu-
men besetzten Fläche, und enthält zahllose Gasthäuser, Schenken, Tur-
nier- (Ringel-) Spiele, russische Schaukeln aller Art, Taschenspielerhüt-
ten, optische und Marionettentheater, Vogelschießen, überhaupt alle
Materialien zur Belustigung des Volkes, das sich denn hier auch an
schönen Sonntagen Nachmittags in Legionen versammelt und seiner fro-
hen Laune ungehindert den Zügel schießen läßt. Hier ist auch der Tum-
melplatz von Bänkelsängern, Harfenisten und Local-Improvisatoren,
Drehorglern und Possenreißern aller Art, die wohl auch Gebildete ver-
locken, ihrem fröhlichen Treiben eine Zeitlang mitVergnügen zuzusehen.
Von der Iägerzeile führt eine eigene Allee dahin, des in der Nähe ste-
henden Feuerwerksgerüstes wegen auch die Feuerwerksallee genannt. Der
sogenannte wilde P. besteht aus den entfernteren Waldparthien mit den
herrlichsten Baumgruppen und Auen, welche besonders zu einsamen
Morgenpromenaden sehr geeignet sind. Überhaupt sind diese Parthie^
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Volume 4
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe N-Sed
- Volume
- 4
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 660
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie