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364 Reickenb ach.
Reichenauer Thale, mit 545Einw. und einemSchlosse. Merkwürdig sind die
zurk. k. hauvtge^erkschaftlichenHerrschaftReichen au gehörigen Eisen-
gruben am Grünschacher und Gahns und die nahe gelegene Packfongfabrik.
Bey dem Hrarialbergwerk ist ein Hochofen mit Hammerwerken, welche
verschiedene Gattungen Grab- und Streckeisen und Eisenblech erzeugen.
— Das Reichenauer Thal selbst, welches vott vielen Fremden besucht
wird, ist ein Kreis der schönsten Bilder; denn Felsenmassen in abenteuer-
lichen Formen und Farben, freundliche Wald- und Auparthien, impo-
sante Waldberge und lachende Wiesengründe im Thale, sonnige Matten
auf den Höhen biethen eine reiche anmuthige Abwechslung. Überraschend
ist es auch, hier in einer abgelegenen Ecke, am Fuße des Schneeberges
ein mit aller Eleganz eingerichtetes, vortreffliches, selbst mit Luxusartikeln
versehenes Gasthaus, Thalhof genannt, zu finden.
Reichenbach, Car l , Berggerichrs - Substitut und Director der
gräfl. Salm'schen Eisenwerke zu Bl ans ko, Raitz undIedownitz
in Mähren, einer der ausgezeichnetsten Chemiker und Techniker, ist
geb. den 12. Febr. 1783 zu S t u t t g a r t . Seine Studien vollendete
er in dem Gymnasium seiner Vaterstadt, doch bekleidete er nur kurze
Zeit ein öffentliches Amt, da es schon frühzeitig sein Entschluß war,
eine unabhängige ehrenvolle Existenz durch Erwerb im Fabrikswesen zu
suchen, wobey sein Auge vorzüglich auf das Eisenhüttenwesen gerichni
war; mit glühendem Eifer stüdirte er alle Zweige der Naturwissenschaf-
ten, vorzüglich aber Chemie. Nachdem er einige Jahre in technischen
Privatstudien und mit Bereisung der vorzüglichsten Hüttenwerke in
Schwaben, der Schweiz, Tyrol, Bayern, Salzburg, Steyermark,
Kärnthen, Mahren, Schlesien, Sachsen :c. zugebracht hatre, be-
rief ihn der um vaterlandische Industrie hochverdiente Graf Hugo v.
S a l m zur Leitung von dessen schönen Eisenwerken in Mahren. R.
übernahm dieselbe !822 und schon im ersten Jahre zeigten sich durch
seine zweckmäßigen Einrichtungen und Verbesserungen die erfreulichsten
und günstigsten Resultate. 1825 übernahm N. die sämmtlichen Hütten-
werke und Industrie-Anstalten des Grafen als Gesellschafter desselben,
und nun erhielt seine Thätigkeit auch größeren Spielraum, um seine
Erfahrungen auch für die Landesindustrie nutzbar anzuwenden. Er er-
baute ein großes Walzwerk, eine Bohr- und Drehart auf 3 Gange,
eine Maschinen-Werkstatte nach engl> Art und stellte den Iedownitzer
Hochofen ganz neu her. Nach seiner Angabe wurden englische Geblase,
hydraulische Pressen, Schnelldruckmaschinen, Dampfmaschinen erbaut,
vorzüglich gures Blech gewalzt und die schönsten antiken Figuren in Eisen
gegossen, Eisenbrücken verfertigt, dann zwey Hauptniederlagen in
Wien und Brunn und mehrere Commissionslager, unter andern auch
eines in Hamburg, errichtet, wodurch die erzeugten Waaren, z.B.
Faßbänder von ungeheurer Lange und Breite, Holzsaure, Kochgeschirr,
feine Gußwaaren :c., in alle Welttheile versendet wurden. 1831 über-
gab ihm Graf Sa lm auch die Oberleitung seiner sämmtlichen, von
mehr als 18,000 Seelen bewohnten Herrschaften, welche ihm ebenfalls
die größten Verbesserungen zu verdanken haben. Wahrhaft europaischen
Ruf verschafften ihm jedoch seine chemischen Arbeiten und Entdeckungen,
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Volume 4
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe N-Sed
- Volume
- 4
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 660
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie