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Den Eingang zum Schlosse bildet ein gemauerter Bogen. Über eine
Aufzugbrücke und eineu Wassergraben gelangt man, den Wartthurm
vorbey, in die eigentliche Burg, welche 2 Höfe, zahlreiche Gemälde,
große Säle, eine Capelle, mehrere Vorrathskammern, Keller, Schütt-
kasten, verschiedene Werkstätten u. s. w. enthält. In einem der >ofe
befindet sich ein Springbrunnen und eine mit steinernem Geländer um-
gebene Cisterne oder Wasserbehältniß. Auch für unterirdische Gänge zur
Flucht oder Hinwegschaffung der Schatze war gesorgt. Unstreitig gehört
diese Burg zu den größten und sehenswürdigsten in Niederösterreich; sie
konnte eine bedeutende Menschenmenge in sich fassen. Ihre Befestigung
verdankt sie^ zum Theil wohl dem Umstände, daß sie der Herd der Refor-
mation in Osterreich war.
Rosenegger, Ios. , ein schlichter, allgemein geachteter Mann,
der Sohn eines Gärtners, wurde 1765 zu Salzburg geboren» Durch
seine Kunstreisen nach Mähren, Galizien, Ungarn :c. als Gärtner ge-
bildet, kehrte er 1791 in seine Vaterstadt zurück und kaufte in diesem
Jahre das Gut B i rge l stein (komocriuin in alten Hausbriefen ge-
nannt) in der äußern Steingasse und schuf diesen damahls verwilderten
Platz mit Kunst und Fleiß in einen Gemüse-, Obst- und Blumengarten um.
Er versah den an den Ufern der Salzach liegenden romantischen Hügel mit
schönen Anlagen, Spaziergängen, Gloriette:c. Bey den Grabungen fand er
verschiedene Scherben alter Gcfaßs von terra zi^illata, die er seinen
Kindern zum Spielen gab; bis der berühmte Vier thaler , der da-
mahls Schuldirector in Salzburg war, ihn auf den Fund aufmerk-
sam machte. Sorgfältige Nachgrabungen, die von dem königl. bayer. Hof-
rathe Thiersch und dem Akademiker Stark , von der Münchener Aka-
demie hingesendet, 1315 vorgenommen wurden, zeigten bald, daß N i r-
gelstein ein römischer Verbrennungsplatz (I^trine, Vu8tum, Ozgi-
leßium , Ollarium) war, dessen Überreste R. auf seine Kosten zu sam«
meln anfing und dadurch viel Gewinnreiches zur Aufklärung der Alter-
thumskunde beytrug. Der königl. bayer. Finanzrath Franz de Paula
Pichler gab sonach Notizen darüber, Salzburg 1815, heraus; eben
so Ritter v. Koch-Sternfe ld : Salzburg unter den Römern, Mün-
chen 1318. Birgelstein wurde seitdem von Fremden und Einheimi-
schen häufig besucht. Der gewesene salzburgische Hofkammerrath von
Kurz gab heraus: Alterthümer in den Gärten und Feldern Roseneg-
ger's nächst Salzburg, 2 Bdchen., Salzburg 1817. — Die Grabungen
nach Alterthümern in den Gärten und Feldern des Ios. Rosenegger zu
Birgelstein in den Jahren 1818 und 1819, nebst alphabetischer Uber-
slcht, eb. 1820. — Von Ios . Kirchdorfer erschien: Tabellarische
Übersicht der Alterthümer in Rosenegger's Garten zu Birgelstein, eb.
1320. Zum Verkauf dieser Alterthümer erfolgte von der Landesre-
gierung in Linz am 29. Aug. 1826 die Bewilligung. 1333 hat König
Ludwig von Bayern die ganze reichhaltige Sammlung von archaolog.
Gegenständen römischer Vorzeit, aus Salzburg'S classischem Boden ge-
graben, durch Kauf an sich gebracht und nach München bringen
lassen. Die salzburg. Dichterinn, Johanna Sedelmaier , besang
den Abgang derselben nach den befreundeten Gauen Bavariens. Die
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Volume 4
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe N-Sed
- Volume
- 4
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 660
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie