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R o t h s c h i l d . 423
gemeinnützige Unternehmungen war gekommen. Eines der großartigsten:
Die Catastrirung der deutsch»erblä'ndischen Staaten, zur Erzielung einer
gleichen Steueroertheilung, wurde beschlossen. Die Obersten des Gene«
val-Quartiermeisterstabes R. und Fal lon (s. d.) wurden zu Referen-
ten der aufgestellten Grundsteuer-Regulirungs-Hofcommiffion ernannt,
und ihnen die Vermessung, welche der Schätzung vorangehen mußte,
übertragen. Fa l lon übernahm den trigonometrischen, N. den gra»
phischen Theil. Die schwierige Aufgabe, ein neues Geschäft mit einer
großen Zahl neuer Individuen in Gang zu setzen und zu ordnen, wurde
vollständig gelöst. Noch jetzt wird die Cataster-Vermessung nach den
Instructionen, welche R. entworfen, betrieben, und erfreut sich eines
überraschenden, gedeihlichen Fortgangs. Außer diesem wichtigen Ge-
schäft hatte R. noch viele Arbeiten beydem General-Quartiermeisterstabe,
und die Leitung der wiedererweckten militärischen Zeitschrift zu besorgen;
was seine Zeit so in Anspruch nahm, daß er früheren Lieblingsbeschäf-
tigungen gänzlich entsagen mußte. In dieser angestrengten Geistesthä-
tigkeit blieb R. bis zu sein.'rBeforderung zum Generalmajor 1321undVer-
setzung nach K lag en fur t , wo er durch mehr als 6 Jahre verblieb,
und sich nicht nur die Achtung und Liebe seiner Untergebenen, sondern
auch der Bewohner im vollen Maße erwarb, die ihn nur ungern schei-
den sahen, als er nach Preß bürg , und bald darauf nach Prag
übersetzt wurde. Von Prag wurde er 1830 abgerufen, und mit der
Leitung der Geschäfte des General-Quartiermeisterstabes, die er noch
versieht, beauftragt. 1332 wurde er zum Feldmarschall-Lieutenant be-
fördert. 1834 wurde ihm das vacant gewordene 12. Infanterie-
Regiment verliehen, und er dann 1835 zum wirkl. k. k. geheimen Rath
ernannt. Mit seinem hochverdienten Bruder Leopold, k. k. Feld-
marschall-Lieutenant, und Oberlieutenant der k. k. ersten Arcieven-
Leibgarde, war er schon 1926 in den österreichischen Grafenstand erho-
ben worden.— R. hat auch in früheren Jahren mehrere Trauerspiele ge-
schrieben. Einige Bruchstücke derselben finden sich in Fr iedr . Schle-
g e l's Museum, und im Archiv Hormay r's für Geschichte:c. Auch sind
hierin und in früheren Jahrgängen der Aglaja einige seiner lyrischen
Gedichte und Balladen abgedruckt, unter denen das Gedicht: „An die
deutsche Sprache," eine besondere Erwähnung verdient. Mi t Caro-
line Pichler, mit den beyden C o l l i n , Friedr. Schlegel und
Hormayr stand R. in freundschaftlicher Verbindung, wie er denn
überhaupt vorzüglich in Lectüre und geistigem Verkehr Erholung sucht
und findet.
Rothschild. Dieses durch seine großartigen Unternehmungen bey
festbegründetem Rufe, und unbescholtener Rechtlichkeit, inganz Europa, za
fast auf dem ganzen Erdkreis rühmlich bekannte Handelshaus, welches
seit !3l2 durch eine ununterbrochene Reihe großer Geld- und Credit<
operarionen den meisten europäischen Höfen, ja selbst Brasilien die wich-
tigsten Dienste leistete, hat auch durch klug und verständig unternom-
mene Anleihen zu mehreren Mahlen auf die österreichischen Finanzen
wichtigen Einfluß geäußert. Die, Uneingeweihten fast geheimnißvolle,
Allgewalt, welche das Haus R. seit dieser Zeit, bey allen europäi-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Volume 4
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe N-Sed
- Volume
- 4
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 660
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie