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Rudolph I I . , röm.. deutscher Raiser. 137
R. zu conspiriren. Dieser hüthete sich aber wohl, obschon er es dem
Papste mehrmahls vorschlug, zur Kaiserkrönung nach Rom zu gehen,
hierauf zu dringen und der Papst drang auch nicht ans den Römerzug, wel-
ker Carl von Anjou wahrscheinlich mit R. in Krieg verwickelt hätte.
Ähnliche Schwierigkeiten fand R. in Burgund. Dieß Reichslehen besaß
Carl von An jou , de.r Pfal^graf Otto von Burgund, dessen Bru-
der, der Graf Reinold von Mumpelgard, und deren Stiefvater, der
Oraf Ph i l i pp von Savoyen. Zwar wollte R. dieses Reichslehen,
wieder einziehen, das alte Königreich Burgund herstellen und seinen zwey-
ten Sohn, Har t mann, seinen Liebling, den er sich zum Nachfolger in
der Königswürde bestimmt hatte und mir einer Tochter des Königs von
England, EduardI . , zu vermählen gedachte, dort zum König einsetzen.
Allein Har tmann endete in dem Rheine, da sein Schiff umschlug,
1231 das Leben, allein nichts desto weniger gab R. den Plan, die
Reichslehen einzuziehen, auf. Eine Fehde der Pfalzgrafen von Bur-
gund mit Bern gab 1293 Anlaß zum Kriege; zwar unterwarfen sich
diese Brüder, als R. persönlich Mu r t e n belagerte, allein schon
1239 erneuerte sich die Fehde, als die Brüder gedachten, sich unter
Frankreichs Schutz zu begeben; R. zog persönlich ins Feld, eroberte
Mumpelgard und Besän con, hatte aber in diesem Kriege so mit
Noth zu kämpfen, daß er sich einst selbst sein Wamms ausbesserte und als
über Mangel an Lebensmitteln geklagt ward, Rüben vom Felde aß.
Solche Beharrlichkeit schreckte die Gegner, und als er sich zum Angriff
rüstete, unterwarfen sie sich, leisteten den Eid der Treue und empfingen
die Lehen. Doch verwickelten ihn die Gränzstreitigkelten mit Frankreich
und der von diesem Reiche oft angemaßte Besitz in Streitigkeiten mancher
Art mit dieser Macht, die vielleicht durch die Waffen entschieden worden
waren, wenn R. nicht den 15. Iuly 1291 zu Germersheim gestorben
wäre. R. war ein wahrhaft großer Fürst, er erhob die Kaiserwmde mit
geringen Mitteln zu Würde und Ansehen, doch war er eigentlich nur
deutscher König und die Benennung: Römischer Kaiser blieb fortan ein
bloßer Titel.
Rudolph I I . , römisch-deutscher Kaiser, Sohn Max imi -
lian's I I . und Mar iens von Osterreich, Tochter Carl's V . , ge-
boren 1552 zu W ien , ward mit dem Erzherzog Ernst in Spa-
nien erzogen, und erhielt hierdurch, so wie von seiner Mutter eine
lebhafte Vorliebe für den Kacholicism'^s. Schon 1572 war er zum Kö-
nig von Ungarn und !575 zum König von Böhmen und der Deutschen
gekrönt worden, und 1576 ward er nach dem Tode seines Vaters, Kai-
ser. Seinen Brüdern gab er, das erste Mahl, daß dieß geschab, nicht
Theile des Erzherz?gthums Osterreich, sondern Appanagen. Gleich nach
s?inem Regierungsantritt zeigte sich R. als eifriger Verfechter des Ka-
tholicismus, und verboth den Wienern, die bisher freye Religionsaus-
übung gehabt hatten, dieselbe, gestattete sie auch Niemanden als dem
Adel, verwies auch mehrere protestantische Geistliche. ^Zwar brachen
mehrere Aufstände aus, wurden aber bald unterdrückt. Ahnliche Mafi-
regeln wurden 153i) in der Reichsstadt Aachen, in Cöln und S tr a ß-
burg genommen. R. nahm seine Residenz in Prag und gewann da-
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Volume 4
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe N-Sed
- Volume
- 4
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 660
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie