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Rudolphd.Tapf.,Fürst 3. Anhalt. — Rudolphin. Tafeln.
ger Sohn war Johann von Schwaben (s. d.) der Mörder des Kai-
sers Albrecht.
Rudolph der Tapfere, Fürst zu Anhalt, kaiserl. General,
geb. um 1460. Tapferkeit und Nitterehre ivaren zu den Zeiten die-
ses Fürsten so gewöhnliche Standesoorzüge, daß man sie in sehr hohem
Grade besitzen mußte, um sich davon einen Beynahmen zu verdienen;
aber eine ihm ganz eigene Anhänglichkeit an die Person seines königli-
chen Jugendfreundes Max im i l i an l . ist ein Charakterzug, den die Ge-
schichte durchaus nicht unaufgefaßt lassen darf. — Als dieser, noch rö-
mischer König, von den treulosen Bürgern zu G e n t und Brügge, un«
ter dem Vorwand einer Versammlung der Stande, in diese letzte Stadt
gebethen, und mit aufrühnscher Dreistigkeit gefangen ward; dauerte R.
freywillig bey ihm in der Gefangenschaft aus. Diese schotte Handlnng
allein macht ihn derNachwelt.unvergeßlich. Auch erwarb sie ihm beyKai-
ser Friedrich I I I . ein solches Vertrauen, daß er ihn dem Herzog Al-
brecht von Sachsen, der über die kaiserl. Völker Feldoberster war,
zum Stellvertreter empfahl (1483). — Er begleitete Max imi l ian I . auf
seinem Zuge in Ungarn (1490), wo er auch nachmahls die dort unter
den Truppen ausgebrochenen Unruhen stillte (1506). In der Zwischen-
zeit hatte R. den Spaniern, als siedieFranzosen aus N e ap elverdräng«
ten, 3000 Deutsche zugeführt (1504). — In dem gekrischen Kriege
(150?) war er bey der kaiserlichen Armee nicht weniger tharig, und be-
schoß unter andern mit 12 großen Stücken und 3 Feuermörsern, die er
hatte gießen lassen, das feste Schloß Prozen, aus welchem der Her-
zog von Geldern, Brabant beunruhigte, mit solchem Erfolg, daß
die Mauern sielen, und die Empörer in seine Gewalt kamen. —- Auf
dem Zuge gegen die Venetianer (1509) nahm R. Sradt und Schloß
Cadore in Friaulweg, vereinigte sich mit dem Kaiser bey Bassa-
n o, und wurde vorPadua verwundet, wo abermahls die Feuerwürfe
die zwar vergeblich belagerte Stadt sehr in Schrecken setzten. ViceN-
za, wo er wegen Untreue der Einwohner sein Winterquartier zu verlas-
sen genothigr war, mußte sich im folgenden Feldzuge (1510) auf Gnade
und Ungnade ergeben, und all ihr Habe wurde von den Soldaten ge-
plündert. R. selbst war uneigennützig, so zwar, daß er seine eigenen Ein-
künfte verwendete und verpfändete, um dieKriegskosten zubestreiten; wo-
gegen das Oberstabelmeisteramt mit den übrigen ihm und seinem Fürsten»
hause ertheilten Privilegien mehr die Erkenntlichkeit des Gebers bewies,
als ihm wirklich nützte. Nachdem er sich in dem gedachten Feldzuge noch
mehrerer Platze bemächtigt hatte, ward er selbst in Verona belagert,
wo er dem Feinde herzhaft widerstand, aber wahrend der Belagerung
den 8. Sept. 15l0 an einem hitzigen Fieber starb.
Rudolphinische Tafeln, Tabellen zur Berechnung des Laufes
der himmlischen Körper, welche Tycho de Brahe ansing und zu Eh-
ren des Kalsers Ru d 0 lpb I I . , der ihn deßhalb nach Prag berufen
hatte, so benannte, die aberKep ple r nach Tycho.de Brahe's Beob-
achtungen, jedoch nach eigener Theorie entwarf und wodurch zuerst in die
astronomische Berechnung einige mehrere Bestimmtheit kam. Sie erschie-
nen zuerst lateinisch, Ulm 1627 Folio.
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe N-Sed, Volume 4
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe N-Sed
- Volume
- 4
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 660
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie